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Belletristik, esoterische

 
       
  Belletristik, esoterische, esot. Unterhaltungsliteratur. Seit der Antike hat man esot. Wissen nicht nur in Lehrschriften, sondern auch in die literarischen Formen des Romans und der Erzählung gekleidet. Die Abgrenzung von der phantast. Literatur ist oft sehr schwierig. Beide Gattungen arbeiten mit demselben Formenmaterial, wie z. B. dem Unterbewußtsein, Träumen, dem Märchenhaften etc. Esot. Romane erschöpfen sich nicht in dieser Märchenwelt, sondern versuchen das »Dahinter« zu ergründen. Die Phantasie ist nur ein Mittel, um verschlüsselten Lebenswahrheiten auf die Spur zu kommen. Die Altphilologen Kereny und Merkelbach haben den Nachweis versucht, daß die antiken Romane Mysterientexte sind. Im Goldenen Esel des Apuleius ist Isis allgegenwärtig. Auch andere Romane, z. B. Ephesiaka des Xenophon v. Epheseus (2. Jh. n. Chr.), Die Liebesgeschichte von Leukippe und Kleitophon von Achilleus Tatios (2. H. des 2. Jh. n. Chr.) und Aithiopika des Heliodor (3. Jh. n. Chr.) seien Isisromane. Die Romanhandlung hat ihre Urbilder in den ägypt. Mythen um Isis und den Tod und die Auferstehung des Osiris. Die Babylonika des Jamblichos (2. Jh. n. Chr.) ist eine Einführung in die Mysterien des Mithras, und Daphnis und Cloe des Longos (2.13. Jh. n. Chr.) in die des Dionysos. Fortsetzer dieser Tradition ist der berühmte ital. Roman von Francesco Colonna Hypnerotomachia Poliphili von 1499 (dt. Übers: Liebeskampf im Traum des Poliphilus). Der Roman zerfällt in zwei Teile. Im ersten erzählt der Autor einen Traum voller Allegorien, während der zweite eine selbsterlebte Liebesgeschichte enthält. Die Lehren der Gold- und Rosenkreuzer propagierte Abbe des Villar in seinem Roman Comte des Gabalis (1670 dt: Der Graf von Gabalis). Eine selbständige Gattung bilden die Freimaurer- und Geheimbundromane, die seit dem 18. Jh. in Europa erscheinen. Vorbild ist der Roman Les Voyages de Cyrus von dem Engländer Ramsay (1680-1743), der darin schildert, wie eingeweihte Priester von den Pyramiden aus die Geschicke des Romanhelden Sethos lenken und durch Emissäre die Welt überwachen. Die Welt der Freimaurer, die zu dieser Zeit stark von Irrationalismus bestimmt war und in der Geisterseher, Wundertäter und Goldmacher eine führende Rolle spielten, wird in Roman meines Lebens (1781-83) von Knigge (1752-1796) geschildert. Der Geheimbundroman Peregrinus Proteus (1789-91) von Wieland (1733-1813) schildert die Einweihung des Helden in die Mysterien der Venus Urania auf dem Landgut der schönen Römerin Mamilia Quintillia. Der Glauben vieler Zeitgenossen, daß die geheimen Gesellschaften mit den politischen Umstürzen wie z. B. der Französischen Revolution in Verbindung standen, kommt in dem Roman Dya-Na Sore oder der Wanderer (178791) von Meyern zum Ausdruck. Der engl. Schriftsteller Shelley (1792-1822) behandelt in seinem St. Irvyne or the Rosicrucian (1811) das Rosenkreuzerproblem. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jh. entstanden bedeutende Werke dieser Gattung. Aleister Crowley schrieb seinen berühmten Roman Moonchild (1917; veröffentlicht 1924), der seine Lehren in Romanform enthält. Das Moonchild (Mondkind) ist ein magisch erzeugtes Kind, das von einer Gruppe von Magiern erschaffen wird. Die esot.phantastischen Romane von Meyrink (nach Jung ein »visionärer Dichter«), die zugleich wichtige Werke des dt. Expressionismus sind, sind tiefgründige Interpretationen der esot. Thematik. In Golem (1916) behandelt er die Sage vom künstlichen Menschen des Rabbi Löw im Prager Ghetto. Der Engel vom westlichen Fenster (1917) ist eine Biographie des engl. Magiers Dee. Das grüne Gesicht (1917) hat die Magie, Kabbala und den jüd. Chassidismus zum Thema. Der weiße Dominikaner (1921) führt in die Welt der östlichen Mystik und den Taoismus ein. Nachfolger im dt. Sprachraum sind Kyber mit dem esot. Schlüsselroman Die drei Lichter der kleinen Veronika (1929), der eine Einführung in die esot. Gedankenwelt gibt und die Schatten, die abgespaltenen Wirklichkeiten der menschlichen Seele, beleuchtet. Intensive Beschäftigung mit der Esoterik verraten auch die Romane von Arthur Machen (1863-1947), der dem Golden-Dawn-Orden angehört haben soll. Zu den führenden Vertretern der esot. B. gehört der Franzose Maurice Magre (1877-1941). In Smaragdfeuer oder die Liebe des Narren beschreibt er eine Gralseinweihung, Die Kraft der frühen Himmel und Das Blut von Toulouse führen in die geheimnisvolle Welt der Druiden, Katharer und Zigeuner ein. Den gleichen Rang haben die Romane der engl. Theosophin Mabel Collins (1851-1927). Die Lotuskönigin, der im alten Ägypten spielt, sowie der Okkultistin Dion Fortune (1891-1947), die Mitglied des Golden-Dawn-Ordens war. Ihre Romane The Sea Priesters und Moon Magic setzen sich mit der Magie des alten Atlantis auseinander. Ihre übrigen Romane: The God-Foot-Goeh The Winged Bull, The Demon Lover und The Secrets of Dr. Taverner zeichnen sich besonders durch Detailinformationen aus der Esoterik aus, die sonst nicht zugänglich sind. Wenngleich ein abschließendes Urteil über Werke der esot. B. zeitgenössischer Autoren nur mit Vorbehalten möglich ist, so bilden Der rote Löwe der ungar. Autorin Maria Szepes und die Einweihung von Elisabeth Haich (1897) eine Ausnahme. In ihrem mystischen biographischen Roman beschreibt Haich die altägypt. große Einweihung und schildert die Lehren des Hohenpriesters Ptahhotep, welche die okkult. Gesetze des Universums, der Menschenseele und des Schicksals zum Gegenstand haben. Neue Impulse gab die amerik. Schauspielerin MacLaine der esot. B. Humorvoll und zugleich tiefgründig beschreibt sie in Raupe mit Schmetterlingsflügeln, Tanz im Licht, Zauberspiel, Zwischenleben und die Reise nach Innen ihre esot. Erfahrungen. Auch der Star der Pop-Gruppe Silver Convention, Penny MacLean, die ihre medialen Fähigkeiten in einer Reihe von Werken behandelte, lieferte mit Adeline und die Vierte Dimension einen vielbeachteten Beitrag zur esot. B.  
 

 

 

 
 
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