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Mystik

 
       
  Mystik, griech.: »Augen und Mund schließen«; Bez. für das Streben nach unmittelbarer Vereinigung mit Gott. Im Unterschied zur Magie wird die Berührung und das Einswerden mit der Gottheit nicht durch aktive Einflußnahme erstrebt, besonders aber verzichtet der Mystiker darauf, Macht über andere Menschen zu erlangen. In der modernen Esoterik ist die M. transpersonal, d. h. sie überschreitet den Verstand und das Ich, während die Magie präpersonal und prärational ist, weil sie ein Entwicklungsstadium vor der Ausbildung des Verstandes repräsentiert. Um dieses Ziel zu erreichen, bedient sich der Mystiker der Intuition, Kontemplation und der Ekstase. In der spätantiken und mittelalterl. M. wird dieses Streben, sich mit der Gottheit zu vereinigen, als Via contemplativa (»Weg der Kontemplation«) bezeichnet. Der Gegensatz dazu ist Via activa (»Weg des tätigen Lebens«). Die Via contemplativa besteht aus drei Stufen: 1. Via purgativa = »Reinigung«, indem sich der Mensch von den Sünden und allen Hindernissen befreit, die das Einströmen der göttlichen Gnade in seine Seele verhindern, 2. Illumination = »Erleuchtung«; 3. Unio mystica = Vereinigung mit Gott, der sich der Seele unmittelbar mitteilt. Dies bedeutet jedoch nicht eine Identität von Gott und Mensch. (Pantheismus)

abgeleitet vom griechischen myein = die Augen schließen. Der Mystiker bemüht sich, durch Versenkung und Meditation die göttliche Natur seiner selbst und der Welt direkt zu erfahren. Die M. ist gleichsam die passive, hinnehmende Seite der Esoterik, während die Magie ihre aktive, handelnde darstellt.

Mystik (von griech. myein, «die Augen schließen ») bedeutet die Lehre von dem Weg, der zur Verbindung mit der Gottheit führt. Elemente der Mystik gibt es in allen Religionen, insbesondere aber in den großen Weltreligionen, in denen die Anschauung vertreten wird, die Seele des Menschen (oder mindestens ein « Seelenfünklein ») sei göttlicher Natur und könne demnach mit Gott vereint werden. Diesem Ziel gilt das Streben des Mystikers: Er will Gott « schauen », « genießen », sich mit ihm « einen ». Die Vereinigung mit Gott - das ist das äußerste Selbstwertgefühl und die größte Machtfülle, die der Mensch je erreichen kann. Um dorthin zu gelangen, zerbricht der Mystiker die Schranken seines eigenen Ich. Das Objekt des Sehnens (Gott) und das Subjekt des Mystikers verschwimmen ineinander. Die Erfahrungen der Ekstase sind kaum zu beschreiben und können von anderen, die solche Erlebnisse nicht gehabt haben, nur schwer verstanden oder nachempfunden werden. Voraussetzung des Außersichseins ist für den Mystiker eine «Entleerung des Selbst » ; erst das leere Ich kann von etwas anderem als ihm selbst neu gefüllt werden. Mystik ist weder national noch kulturell, noch konfessionell beschränkt. Sie kennt keine Grenzen. Riten und Sitten, Sakramente und Dogmen, Moral und Gesetze sind ihr letztlich unbedeutend, die besonderen Formen einer historischen Religion gleichgültig. Sie kann sich in allen Religionen entfalten, aber keine ist ihr wesentlich - sie strebt über die zufällige Gestalt jeder besonderen Religion hinaus. Eine typische Ausprägung hat die Mystik im Neuplatonismus (Platonismus) gefunden. Dessen Gedanken sind dem Abendland durch Augustinus (35430) und durch mystische Schriften des 6. Jahrhunderts (etwa durch den so genannten Pseudo- Dionysius Areopagita) übermittelt worden. Erneuert wurden sie im 12. Jahrhundert durch Hugo von St. Viktor (gest. 1141) und Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153). Der Grundgedanke der neuplatonischen Mystik lautet, dass das «Herz », das Gott sieht, selbst göttlich sei. Ein islamischer Mystiker drückt die gleiche Überzeugung so aus: «Wer von der Ewigkeit spricht, muss in sich die Lampe der Ewigkeit haben.» Gott kann nur von Gott selbst erkannt werden. Das heißt, dass Gott sich im Menschen als Subjekt und Objekt erkennt und liebt. Wenn Gott sich im Menschen selbst erkennt und liebt, sind Gott und Mensch nicht mehr voneinander zu unterscheiden. « Das Erkennen setzt Gleichartigkeit voraus im Erkennenden und Erkannten, und es bewirkt Gleichheit.» (Meister Eckhart, um 12601327) Die Stufen des Weges, der zu diesem Ziel führt, werden unterschiedlich beschrieben. Von der «seichten Fülle des Alltags » zur mystischen « Leere des Nichtseins », zum Sterben in Gott, können beispielsweise folgende Schritte führen: Reue, Abstinenz, Entsagung, Armut, Geduld, Gottvertrauen, Befriedigung. Dieser Weg muss durch Fasten oder Rausch, durch Meditation oder Kontemplation (Betrachtung), durch besondere Atemtechniken oder durch das Gebet eingeübt werden. Gott und Mensch können erst dann in eins fließen, wenn «Entwerdung » stattgefunden hat und Gott und Mensch im selben «Nichts» zusammengekommen sind. Dabei findet etwas «Unsagbares» statt, dem nur das Schweigen angemessen ist. « Am Schweigen werden sie erkannt, die Gott im Herzen tragen.» (Tersteegen, 1667 - 1769) Das Schweigen ist für die Mystik wesentlich, « im Grunde » herrscht lautlose Stille. Da sind «Raum und Ruhe für jene Geburt, dafür dass Gott der Vater dort sein Wort spreche » (Meister Eckhart). Die völlige Vereinigung mit Gott wird als unio mystica (« mystische Einheit ») vollzogen. «Es gibt nur diese beiden Wahrheiten, das All und das Nichts. Alles andere ist Lüge. Wir vermögen Gottes All nur zu ehren durch unsere eigene Vernichtung, und kaum sind wir vernichtet, dass Gott, der keine Leere dulden kann, ohne sie zu erfüllen, uns mit Sich Selbst erfüllt.» (Madame Guyon, 1648 -1717) In der unio mystica wird der « Beweis » erbracht, dass der Mensch Gott und Gott Mensch sei. Der Mystiker erhebt für den Menschen den Anspruch der Göttlichkeit. Er kann sagen: Ich bin Gott. Dann aber spricht nicht er selbst, sondern Gott aus ihm. Er ist «die Hand, die Gott als Werkzeug dient ». Weder die Heiligen noch die heilige Jungfrau, weder die Sakramente noch die Lehre von der «Menschwerdung Gottes in Christus » sind dem Mystiker so wichtig wie die Begegnung mit Gott im eigenen Herzen. Die Kirchen haben die Mystiker denn auch häufig kritisiert und verfolgt. Allzu ketzerisch erschien ihnen die Unbotmäßigkeit, mit der sie sich Gott näherten und die kirchlichen Vorschriften beiseite schoben.

latein.: Geheimlehre. Form der Frömmigkeit, vor allem im Hochmittelalter, in der der Mensch durch Meditation und Versenkung die persönliche Vereinigung mit Gott anstrebt, die unio mystica (geheimnisvolle Vereinigung). Ekstase

Mystik [von griech. myein; Mund oder Augen schließen], gelegentlich Geheimlehre, Okkultismus, Pps.; 2. Erkenntnisform, die an keine bestimmte Religion gebunden ist; der Versuch, der Gottheit oder dem Absoluten jenseits der Ratio in innerer Erfahrung zu begegnen; nach dem Wort Thomas von Aquins die cognitio dei experimentalis, die »experimentelle Erfahrung Gottes« (Ekstase; Kontemplation; Yoga). Parapsychische Manifestationen können in der Mystik auftreten, werden religionsps. und theologisch jedoch als peripher betrachtet.
Mystik, das Streben nach Vereinigung mit dem Göttlichen. Thomas von Aquin definierte die Mystik als »Gotteserkenntnis durch Erfahrung«, während Evelyn Underhill darin die »Kunst der Vereinigung mit der Wirklichkeit« sah. Mystiker sind der Überzeugung, das Göttliche oder höchste Wesen erhalte das manifestierte Universum und sei für alle Erscheinungsformen verantwortlich. Dieses höchste Wesen wird entweder in menschenähnlicher Gestalt oder als Geist und Licht gedacht, aber auch abstrakt als unendliche Wirklichkeit. Ungeachtet mancher Abweichungen haben alle mystischen Traditionen das eine Ziel, diesen transzendenten Seinszustand zu erleben und darin zur Erkenntnis zu kommen.
 
 

 

 

 
 
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