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Allegorie

 
       
  Allegorie von griech. allegoria, « das Anderssagen », fachsprachlich « Gleichnis », meint die Versinnbildlichung von etwas Abstraktem. Die Betrachtung eines Textes, der als verhüllende Darstellung eines geistigen Sinnes aufgefasst wird, nennt man Allegorese (allegorische Deutung). Religiöse Texte und Sachverhalte müssen gedeutet werden, wenn ihr Sinn unklar geworden oder der mit ihnen verbundene gegenständliche Glaubensinhalt verloren gegangen ist. In der Auslegungsgeschichte heiliger Texte geschieht eine beständige Anpassung ihres Sinnes an neue historische, gesellschaftliche und politische Verhältnisse, wobei das, was gesagt ist, sich von dem, was angeblich gemeint wird, oft immer weiter entfernt. Die hermeneutische Technik der Allegorese will « übertragenes » Sprechen und Verstehen ermöglichen: Zum Literalsinn (Wortlaut) eines Textes tritt ein « tieferer » (bzw. « der eigentliche ») Sinn. Allegorische Schriftauslegung deutet, enthüllt und offenbart also die verborgene Bedeutung eines Textes - je rätselhafter das eigentlich Gemeinte ist, umso schwieriger gestaltet sich seine Entschlüsselung. Ohne den geheiligten Wortlaut eines religiösen Textes anzutasten, vermag die Allegorese dabei zu prinzipiell jedem beliebigen Sinn zu gelangen. Dass veraltete Aussagen eine aktuelle Bedeutung behalten, ist für alle heiligen Texte der Religionen von Bedeutung, die, obgleich oft unverständlich geworden, nicht einfach abgeschafft werden sollen oder können. Ihre allegorische Deutung ist demnach eine Form der Exegese, die ihre Motivation aus aktuellem Interesse und nicht unbedingt aus den Texten selbst bezieht, auf die man sie anwendet. Seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. wurden in Griechenland die alten Mythen und die Epen Homers allegorisch gedeutet. Das Judentum wendete Allegorese auf die Bibel an. Seit der Zeit der Kirchenväter wurde sie zur bevorzugten Methode der christlichen Textauslegung. Mit ihrer Hilfe versuchte man die Widersprüche aufzulösen, die sich bei der Übernahme des Alten Testaments vom Judentum in die neue christliche Religion einstellten: Jahwe, der Gott Israels, ist auch der Vater Jesu Christi. Die Bibel der Juden verhält sich zum Evangelium der Christen wie die Verheißung zur Erfüllung - von Letzterer her ist der « eigentliche » Sinn des « Alten » Testaments zu erschließen, sodass angeblich nur Christen recht verstehen können, was die Inhalte der heiligen Schriften der Juden wirklich bedeuten. Als spezifisch christliche Auslegekunst entwickelte sich die Lehre vom « dreifachen », dann vom «vierfachen Schriftsinn » : Demzufolge muss man die buchstäbliche (oder historische) von der allegorischen, moralischen und anagogischen (symbolhaften) Bedeutung eines Textes unterscheiden.  
 

 

 

 
 
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