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Überleben

 
       
  Überleben, Postulat verschiedener Religionen und Philos.n, das voraussetzt, daß beim Tod mehrere Komponenten (mentale, psychische, physische) unterschieden werden. Die einzelnen Ausformungen der 0.shypothesen sind mannigfaltig: Neben einem ewigen Leben in der Zeit oder jenseits aller Zeit (Unsterblichkeit) stehen Vorstellungen eines befristeten U.s; neben der Idee der Erhaltung der Person (persönliches, individuelles 0.) findet sich die Behauptung, das Individuell-Psychische ginge in ein Kollektiv-Psychisches ein oder psychische Inhalte überlebten isoliert, ohne von einem Neuen absorbiert zu werden und ohne Fortdauer der personhaften Integration. Der Gedanke eines befristeten oder ewigen Ü.s liegt auch den —s Reinkarnations-Vorstellungen zugrunde. »Der einzige Grund an das Erlöschen des Bewußtseins nach dem Tode zu glauben, ist die Auflösung des Körpers, und dieser Grund wird hinfällig, wenn man die Unabhängigkeit fast des ganzen Bewußtseins vom Körper ebenfalls als Tatsache konstatieren kann.« — Mit dem 0. hängt auch die von manchen christl. Theologen vertretene Auffassung zusammen, der Tod bedeute die völlige leib-seelische Aufhebung der menschlichen Existenz, ein spurloses Verschwinden, Gott aber vermöchte die Neuschöpfung der Person aus dem Nichts. Nach alter chin. Lehre gehen der physische und psychische Aspekt des Menschen beim Tod in einem beseelten All auf; eine bewußtseinsfähige psychische Komponente kann aber überleben, wenn es ihr gelungen ist, sich zu Lebzeiten einen Geistleib zu bilden — aber nur die großen Weisen seien dazu fähig (R. Wilhelm 1951). Der Ort dieses Geistleibs und des ihn regierenden Bewußtseins ist das Tao, der dem Sein zugrunde liegende Sinn, ein Jenseits« also, das vom Diesseits weder räumlich noch zeitlich getrennt ist. — Daneben gibt es in China noch die Idee »irrender Einflüsse« (ohne integrierendes Bewußtsein), die den Tod eine Zeitlang überstehen und für Spuk verantwortlich gemacht werden. Jung griff diesen Gedanken auf: Er hält es für möglich, daß Bilder, Erinnerungen, dissoziiert zu »isolierten psychischen Fakten« (Broad S. P. R.) postmortal Einfluß ausüben können. Solcher Spuk — vor allein im ersten Jahr nach dem Ableben eines Menschen wird von Spukvorgängen berichtet! — wäre allerdings nicht dem Verstorbenen anzulasten, nur weil diese Bilder einmal Teil seiner Persönlichkeit waren. Im spiritistischen Sprachgebrauch versteht man unter 0., daß die personale Identität total oder in identifizierbaren Persönlichkeitsfragmenten den körperlichen Tod überlebt, und daß diese Persönlichkeiten oder Teilpersönlichkeiten die Möglichkeit haben, sich in der Sphäre der Lebenden zu manifestieren. Diese Vorstellungen sind freilich älter als der moderne Spiritismus, das zeigen die antike Inkubation am Heroengrab, der Glaube an das Weiterwirken großer verstorbener Schamanen, Totenorakel und -beschwörung und die Forderung der kath. Kirche nach postmortalen Wundern als »Beweise« im Heiligsprechungsprozeß. — Grundsätzlich kann die pps. Kasuistik nicht als Indiz für das 0. dienen: Die den Toten zugeschriebenen Leistungen lassen sich auch als paranormale Leistungen Lebender verstehen. Schon Schopenhauer spottete: »Das wäre freilich allerliebst, wenn mit dem Tode nicht der Intellekt unterginge: da brächte man das Griechisch, das man in dieser gelernt hat, ganz fertig in die andere Welt mit«. Dennoch vertrat er in Zur Lehre von der Unzerstörbarkeit unseres wahren Wesens durch den Tod (1851), es sei prinzipiell nicht zu leugnen, daß auch ein Verstorbener noch wirken könne, da der Wille durch den Tod nicht zu zerstören ist. Die prinzipielle Unbeweisbarkeit der spiritistischen Hypothese hinderte viele Parapsychologen nicht, das 0. in die pps. Theorienbildung einzubeziehen, vor allem weil viele komplexe Phänomene dadurch ihres Erachtens leichter verstehbar werden: »Wenn ich also auch nicht zugeben kann, daß der Spiritismus eine bewiesene Lehre ist, so gestehe ich doch andererseits zu, daß es gewisse Tatsachen gibt, für welche die spiritistische Erklärung einfacher und weniger künstlich ist, als jede andere, so daß dem Spiritismus ein gewisser Grad von Wahrscheinlichkeit zugebilligt werden kann ... Nicht verwerfen und annehmen bleiben jedoch noch zwei verschiedene Dinge.« Andere unterscheiden zwischen persönlicher (oft religiös motivierter) Überzeugung und wiss. Anahme: »Als Parapsychologe glaube ich nicht, daß man einen Kontakt mit Verstorbenen beweisen kann, wie es die Spiritisten vorgeben. Meine >private< Meinung zu diesem Thema des Weiterlebens ist wirklich privat.«  
 

 

 

 
 
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