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Kirche

 
       
  Kirche Nach ihrem Selbstverständnis ist die christliche Kirche eine Einrichtung, die Gott selbst ins Dasein gerufen, und eine Gemeinschaft, die er aus der Welt erwählt hat; zum Dienst an der Welt sei sie von Jesus Christus im Heiligen Geist beauftragt worden. Nach protestantischer Auffassung bedeutet Kirche «die Versammlung der Gläubigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut des Evangeliums gereicht werden » (Confessio Augustana, Augsburginches Bekenntnis, 1530). Nach katholischer Auffassung ist die Kirche ein « Geheimnis des Glaubens », das nicht streng verstandesgemäß, sondern nur in Bildern erfasst werden kann: Zwar steht die Kirche sichtbar in Raum und Zeit, aber sie weist über sich hinaus auf Gott: Sie ist «das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinigte Volk » (Cyprian, gest. 258). Ihr Wesen erschließt sich nur dem Glauben: « Credo ecclesiam (Ich glaube [an] die Kirche).» Die Kirche ist «Volk Gottes» und als solches «Leib Christi ». Sie lebt «in hierarchischer Ordnung » im Dienst des « Reiches Gottes ». Jesus von Nazareth und die Kirche Zahlreiche Theologen führen die Stiftung der Kirche auf Jesus von Nazareth zurück. Jesus, so behaupten sie, sei vom Bewusstsein seiner Gottessohnschaft durchdrungen gewesen. Er habe sehr wohl gewusst, dass er «der eingeborene Sohn Gottes » und als solcher selbst Gott war. Aus dieser einzigartigen Beziehung zu Gott leitete er nun seine unvergleichliche Autorität ab. Deshalb kannte er auch den Zweck seiner Sendung auf Erden: Er sollte das Reich Gottes verkünden und dieses in seiner Person, seinen Worten und seinen Taten gegenwärtig machen. Zur Verwirklichung dieses Erlösungsauftrages musste er aber die Menschen um sich vereinen. Zu diesem Zweck ergriff er Maßnahmen, die man nach Meinung mancher christlichen Theologen heute nur so interpretieren kann: Er bereitete die Einrichtung einer Kirche vor, die dann endlich zur Zeit der Oster- und Pfingstereignisse auch tatsächlich ins Leben gerufen wurde. Folglich hätte Jesus selbst die Kirche gegründet. In Wirklichkeit war Jesu Erwartung so sehr auf das nahe Weltende konzentriert, dass er an der Einrichtung und Organisation eines kirchlichen Kultverbandes kein Interesse haben konnte. Er sprach tatsächlich vom « Reich Gottes», nie aber von einer Kirche. Erst nach seinem Tod erklärte man ihn rückwirkend zum Kirchengründer (vgl. Mat. 16, 15). Ursprünglich gab es voneinander unabhängige Gemeinden, die ihre Entstehung mit der Behauptung begründeten, der gestorbene Jesus sei ihnen als lebendiger Mensch erschienen. (Auferstehung) Diese Gemeinden schlossen sich zu einem Verband zusammen. Im Laufe der Zeit trat ihr ursprünglicher prophetischer Geist zurück. Ekstase wurde ersetzt durch Lehre, Freiheit und Spontaneität durch Hierarchie. In ihrer Verfassung und Organisation glich sich die Kirche immer mehr dem Staat an. Es entstanden die kirchliche Theologie, die kirchliche Geschichtsschreibung und die kirchliche Kunst. Die ursprüngliche Naherwartung wurde aufgegeben, und die Kirche richtete sich stattdessen auf eine unbegrenzte Lebensdauer ein. Kirchliche Ämter In den ältesten christlichen Gemeinden gab es die kirchlichen Ämter der Apostel, Propheten und Lehrer. « Apostel » war ursprünglich kein Titel, sondern eine Funktionsbezeichnung: Ein Apostel war ein Missionar. Dieses Amt hatten alle nachösterlichen Zeugen inne, die den Auferstandenen gesehen hatten. Als die Ostererscheinungen aufhörten, gingen die Gemeinden dazu über, die missionarische Aufgabe selbst an Einzelne zu delegieren (Mat. 28, 19 ; Apg. 13, 2 f.). Wie Jesus, so galten auch die Apostel als befähigt, «Zeichen und Wunder » zu tun. Der erste Apostel und anfängliche Leiter der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem war Simon Petrus. Außer ihm gab es noch andere Apostel; sie kamen teils aus dem Kreis der Jünger Jesu, teils schlossen sie sich den Jesus-Anhängern erst nach Ostern an (Apg. 6 und 8). Erst später entstand die Vorstellung der «Zwölf Apostel» als Bezeichnung für den Jüngerkreis Jesu. Die urchristlichen Propheten waren Charismatiker. Damit wiesen sie Züge auf, die auch Jesus selbst nicht fremd gewesen waren (Mat. 18, 17; Mat. 16, 23): Aus ihnen sprach der Geist Gottes. Ihnen und den Lehrern war die Aufgabe übertragen, die Gemeinden zu leiten. Später traten die Bischöfe (Episkopos, « Aufseher ») an ihre Stelle und übernahmen die religiöse Erziehung der Gemeinden. Außer diesen Amtsinhabern gab es im frühen Christentum auch Funktionst räger, die sich mit administrativen und wirtschaftlichen Fragen beschäftigten und die Armen und Kranken versorgten. Als Diakone (« Diener » ) und Presbyter « Älteste ») standen sie allerdings unter den Aposteln, Propheten und Lehrern. AIs der anfängliche Enthusiasmus zurückging, gewannen die Bischöfe und Presbyter an Bedeutung. Ab dem 3. Jahrhundert stießen die Bischöfe, die die Einkünfte und Spenden kontrollierten, an die Spitze vor und drängten die Charismatiker zurück. Schließlich vereinnahmte der Bischof (im «monarchischen Episkopat ») sämtliche Ämter: Er wachte über die Einhaltung des Kirchenrechts, reklamierte die charismatischen Gaben der Propheten für sich, empfahl sich als Lehrer und kontrollierte das Kirchenvermögen. Den « Priester » ordnete er sich als « Presbyter » unter. Über dem Volk erhob sich nun die hierarchische Organisation der Kirche mit dem Bischof an der Spitze und dem Pres-byterkollegium sowie den Diakonen als Untergebenen. Dem Bischof sollte man «wie dem Kyrios (Herrn) selbst» begegnen; denn er sei Abbild Gottes, Empfänger der himmlischen Offenbarungen und Vorbild der Gemeinde. Gegenüber dem Urchristentum neu war die Herausbildung des Gegensatzes von Laien und Klerus. Kleriker sind die von Gott als Erben Auserwählten. Die Laien (das Volk) wurden darüber entmündigt. Predigt und Austeilung der Sakramente waren fortan Privilegien des Klerus. In späterer Zeit wurde eine Liste von Bischöfen aufgestellt; angeblich dokumentierte sie deren ununterbrochene Nachfolge und rechtmäßige Tradition bis in die Zeit der Apostel zurück. Um ihren eigenen Autoritätsanspruch zu begründen, behauptete die Kirche fortan, sie habe über die aufgezählten Bischöfe in direkter Folge das empfangen, was die Apostel von Jesus und was Jesus von Gott selbst erhalten hatte.  
 

 

 

 
 
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