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Böhme, Jakob

 
       
  Böhme, Jakob (1575-1624), schles. Schuhmacher und Mystiker. Um 1600 hatte er eine Erleuchtung, die ihn zwölf Jahre lang beschäftigte. 1612 schrieb er das Buch Aurora oder die Morgenröte im Aufgang, das der Pansophie verpflichtet ist. B. wollte darin den Kosmos erkennen, das ewige Werden und Sein und die Gottesgeburt. Und er versuchte auch aus der Natur das ewige All zu erklären. Andere Schriften wie Drei Prinzipien enthalten Gedankengut der Kabbala. B. erklärt hierin die Schöpfung der Welt aus der Quinta Essentia (Alchemie). Nach Adams Sündenfall habe der Mensch zunächst den Schlaf und dann die Geschlechtsmerkmale erhalten. Der zweigeschlechtliche, selbstzeugende Adam wurde nach seinem Sündenfall von Christus erlöst und als zweiter Adam geboren, (Adam kadmon). Weitere Hauptwerke: Vierzig Fragen von der Seele u. Mysterium pansophicum.

(1575-1624) Schuhmacher aus Görlitz. Während seiner Lehr- und Wanderjahre hatte er mehrmals mystische Visionen, die ihn schließlich dazu veranlaßten zu schreien. Bei B. vermischen sich Naturphilosophie und Mystik zu einem organischen Ganzen. In seinen Lehren ist der ewige Streit zwischen Gut und Böse in der Natur und in der Seele, die unabdingbare Voraussetzung für alles Seiende. Der Wille des Menschen muß sich dem Gottes unterordnen, da dieser das letztendlich einzig Existierende ist. In seiner Symbolwelt repräsentierten Gottvater den Himmel, Jesus Christus die Sonne und der Heilige Geist das Licht der Sterne. Um eins mit Gott werden zu können, muß der Mensch zuerst das Göttliche in sich selbst erkennen. B. trägt auch den Beinamen Philosophus Teutonicus (Deutscher Philosoph), von seinen Gegnern wurde er „der antichristliche Schuster" genannt. Seine Schriften wie „Aurora oder die Morgenröte im Aufgang" hatten einen prägenden Einfluß auf die Rosenkreutzergemeinschaften (Rosenkreutzer) und die deutsche Romantik.

Böhme, Jakob (1575-1624), evang. Mystiker. Der Schuhmacher aus der Lausitz entwickelte eine Lehre, in der traditionelle dt. Mystik und Naturphilos. zu einer eigenständigen Theosophie verschmolzen, die nachhaltig auf Idealismus, Pietismus und Romantik (besonders Baader, Hamann, Hegel, Novalis, Schelling) wirkte. Diese Lehre erwuchs aus der wortschöpferischen Beschreibung seiner Visionen und Erkenntnisse, deren Niederschrift bei einigen Werken (z. B. Aurora, 1612 verfaßt) weitgehend bei geminderter Bewußtseinskontrolle erfolgte; B. verstand sich als Inspirierter. Seine Lehre kann als emblematische Theologie im Sinne Oetingers betrachtet werden. — Werke Bibl. Schon als Kind hatte B. Visionen und ÄSWrfahrungen, als Lehrling ein Berufungserlebnis. Eine ekstatische Vision aus seiner Wanderburschenzeit schildert er in der Aurora mit den Worten: »Ich weiß nicht, wie ich die Gehobenheit und das Siegesgefühl, das ich dabei empfand, beschreiben soll. Ich kann einen solchen geistigen Triumph nur als eine geheimnisvolle Geburt mitten im Tode bezeichnen. Es war wie eine Auferstehung von den Toten. Die Augen meines Geistes wurden aufgetan, und ich sah Gott in wunderbarem Lichte. Das innerste Wesen aller Dinge war erleuchtet. Von da an konnte ich Gott in allem, was da ist, erkennen — in den Tieren, in den Pflanzen und Gräsern. Ich verstand, was Gott ist und wie er ist. Doch muß ich sagen, daß diese glorreiche Erfahrung zu aufregend und zu blendend war, um für irdische Sinne voll verständlich zu sein.
Böhme, Jakob (1575-1624), deutscher Schuster, der im Alter von 25 Jahren eine mystische Umwandlung erlebte, die einen entscheidenden, bleibenden Einfluß auf sein Leben hatte. Als überzeugter I .utheraner glaubte Böhme im wahrsten Sinne des Wortes, Gott sei weit weg in den fernsten Fernen des Universums, obgleich mystische Visionen diese Gegenwart näher rückten. Dessenungeachtet blieb das Erdenleben für ihn ein beständiger Kampf zwischen Gut und Böse. In vieler Hinsicht behielt das Böse nach Böhmes Empfinden die Oberhand. Aus diesem Grunde fühlte er sich gezwungen, »um die Liebe und Gnade Gottes zu ringen« und so die »Pforten der I Wie« zu durchbrechen. Wie alle echten Mystiker kam Böhme zu der Ansicht, daß der menschliche Wille sich dem Willen Gottes u~iterwerfen müsse, da dieser die letzte Wirklichkeit darstelle. Böhme interessierte sich auch für Astronomie und Kosmologie und setzte Gottvater mit dem Himmel und Jesus Christus mit der Sonne gleich. Das Sternenlicht symbolisierte den Heiligen Geist. Um sich wahrhaft mit Gott zu vereinigen, mußte ein Mensch erst »geistig geboren« werden und dabei das Göttliche im eigenen Innern erkennen. Ähnlich den Kabbalisten, von denen sein Denken beeinflußt wurde, ging Böhme von der Vorstellung eines Makrokosmos und rines Mikrokosmos aus – des Menschen als Widerspiegelung des Universums und Abglanz Gottes. Demnach ist der mystische Weg im Grunde ein Weg zur Selbstverwirklichung. W. Peuckert, Das Leben Jakob Böhmes, 1924.
 
 

 

 

 
 
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