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Kabbalistische Grundbegriffe

 
       
  1. Das hebräische Alphabet: Es besteht aus 22 Buchstaben, die alle Konsonanten (Mitlaute) sind. Auch Buchstaben, die im Deutschen als Vokale (Selbstlaute) vorkommen, z. B. Aleph oder lod, sind Mitlaute. Selbstlaute werden durch sogenannte diakritische Zeichen unter oder neben den Buchstaben dargestellt, es sind also Lese- und Aussprechhilfen. Da das Alte Testament in Hebräisch abgefaßt ist, galt und gilt es noch heute gläubigen Juden als eine direkte Offenbarung Gottes, jeder Buchstabe ist heilig und verfügt auch über bestimmte religiöse, moralische und magische Qualitäten. Das Hebräische verfügt über keine eigenen Zahlzeichen, jeder Buchstabe ist auch gleich ein Zahlzeichen. Das heißt, daß jedes Wort einen bestimmten Zahlenwert hat.
2. Gematria: Eine Lehre der Kabbalah ist es, daß Worte, die den gleichen Zahlenwert haben, zusammengehören und Teilaspekte der gleichen Sache sind oder sie zumindest näher erklären. Beispiel: Die hebräischen Worte Achad (Einheit) und Ahabah (Liebe) haben beide den Zahlenwert 13. Daraus ergeben sich für den Kabbalisten folgende Überlegungen: Die Quersumme aus 13 (1+3) ist 4. Vier ist ein Hinweis auf den vierbuchstabigen, allerheiligsten Gottesnamen Jehovah (oder Jahwe). Der Zahlenwert von Jehovah ist 26 (= 2x13). Aus diesen Berechnungen schlossen die Kabbalisten nun: Gott (Jehovah) ist Liebe (Ahabah), geoffenbart in der Einheit (Achad). Diese Methode der Berechnung wird Gematria genannt. Sie wird auf Gottesnamen, Engelsnamen, Geister- oder Dämonennamen, biblische und Eigennamen angewandt. So werden Namen, Ideen und Begriffe verknüpft, die dem ersten Anschein nach nichts miteinander zu tun haben. Gematria ist auch eine wichtige Methode, um Texte aus der Thora (Die Fünf Bücher Moses) zu erklären. Für die praktische Magie hat die Gematria ebenfalls grundlegende Bedeutung, da diese Methode dem Magier helfen kann, zu einem tieferen und genaueren Verständnis der Gottheit oder des Geistes zu gelangen, den er beschwören möchte.
3. Notarikon: Hierbei werden die Buchstaben eines Wortes zu An- fangsbuchstaben neuer, die das Ausgangswort erklären. Papus gibt in seinem Buch über die K. folgendes Beispiel: David schreibt in seinem Testament:
„Er hat mich verflucht mit harten Flüchen." Nimrezet (Flüche) beinhaltet die Anfangsbuchstaben all der Vorwürfe, die gegenüber David gemacht wurden, als da sind
Noeph: Ehebrecher;
Moabi: Moabiter;
Rozeach: Mörder;
Thoeb: Grausamer.
4. Temura: bezeichnet die Vertauschung der Buchstaben. So wird im Buch Exodus (2. Buch Moses) geschildert, daß Gott seinen Engel (hebr.: maleachi) senden wird. Durch Temura, der Umstellung der Buchstaben, erhält man den Namen des Engels (maleachi) Michael. Diese kabbalistischen Berechnungen wurden oft nicht ernst genommen. Trotzdem sind sie bis in unsere Zeit hinein ein wichtiger Teil der Lehren und Überlegungen vieler Esoteriker. So sind beispielsweise die Tagebücher Aleister Crowleys voll mit kabbalistischen Berechnungen.
5. Sephiroth und der Baum des Lebens: Neben den eigentlichen Buchstaben sind auch die Buchstaben für die Zahlwerte 1 bis 10 von grundlegender Bedeutung für die K. Sie symbolisieren das Ausströmen der göttlichen Energie in die Schöpfung und stellen gleichzeitig die Namen, Eigenschaften und Kräfte Gottes dar. Diese zehn Zahlen (oder eigentlich: Buchstaben, die die Funktion von Zahlen übernehmen) werden Sephiroth genannt (Einzahl Sephirah), ein Wort, das von saphar zählen abgeleitet wird. Zuerst gibt es En Sof (andere Schreibweise Ain Soph), was das Unendliche, Grenzenlose bezeichnet. Das ist Gott, aber die Menschen können ihn nicht erkennen, da er weit jenseits ihrer Vorstellungskraft ist. Aleister Crowley setzte En Sof mit der Zahl 0 in Verbindung. Aus dieser 0 heraus entsteht die erste Zahl, die 1, die erste Sephirah Kether Krone. Dann folgen die übrigen neun Zahlen oder Sephiroth, die der Reihe nach folgendermaßen heißen:
2 Chokmah Weisheit, 3 Binah Verstehen, 4 Chesed (oder Gedulah) Mitleid (Herrlichkeit), 5 Geburah (oder Dim) Stärke (Gerechtigkeit), 6 Tiphareth Schönheit, 7 Netzach Sieg, 8 Hod Glanz, 9 Yesod Fundament, 10 Malkuth Königreich. Jede dieser Sephirah ist auch gemäß der kabbalistischen Oberlieferung eine Welt für sich. Zu jeder einzelnen Sephirah gibt es viele Zuordnungen von Engeln, Planeten, Elementen.
Die heutzutage am weitesten verbreitete Zuordnung ist folgende: Kether (1) Primum Mobile (die erste Bewegung), Chokmah (2) die Fixsterne, Binah (3) Saturn, Chesed (4) Jupiter, Geburah (5) Mars, Tiphareth (6) Sonne, Netzach (7) Venus, Hod (8) Merkur, Yesod (9) Mond, Malkuth (10) Erde. Die zehn Sephiroth werden nun durch zweiundzwanzig Pfade oder Kanäle verbunden. Jeder dieser Pfade ist einem der 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets zugeordnet. Als Bild dargestellt wird dies der Sephirothbaum oder der (kabbalistische) Baum des Lebens genannt. Es ist das wichtigste und mannigfaltigste Symbol der K., welches auch das „mystische Antlitz Gottes" oder „Körper des Weltalls" heißt. Der Baum wird in drei Säulen unterteilt, die rechte wird Säule der Gnade, die linke Säule der Strenge und die mittlere Säule des Ausgleichs genannt. Die oberen drei Sephiroth (Kether, Chokmah, Binah) befinden sich jenseits der Vorstellung der Menschen. Sie sind bereits so nahe bei Gott, daß sie sich der Mensch nicht mehr vorstellen kann. Neben der senkrechten Unterteilung des Baumes gibt es auch eine vertikale: vier Ebenen oder Welten. Die ersten drei entsprechen Aziluth, der Lichtwelt, der Urheimat des Menschen. Der Mensch strebt danach, wieder in diese Welt einzugehen, sie ist das Paradies, aus dem der Mensch vertrieben wurde. Die Sephiroth vier bis sechs stellen die Thronwelt Briah dar. Nummer sieben bis neun sind Yetzirah, die Welt und der Wohnort der Engel, während Malkuth Assiah der geistigen Idee der Welt, wie die Menschen sie kennen, entspricht. Jede einzelne dieser vier Welten ist auch einem Buchstaben des heiligen, unaussprechlichen Namens Gottes (Jehovah oder Jahwe) zugeordnet. Jedem Buchstaben wiederum ist eines der philosophisch-magischen Elemente zugeordnet. Iod = Feuer, He = Wasser, Vau = Luft, End-He = Erde, daraus ergibt sich: Aziluth Feuer, Briah Wasser, Yetzirah Luft, Assiah Erde. Das Symbol des Lebensbaumes hatte einen großen Einfluß auf die Philosophie Europas. Hier sei nur der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) genannt. Seine Monadentheorie die Theorie von der Ausbreitung des Einflusses Gottes in der Schöpfung, die mittels kleiner „Teile" (Monaden) geschieht, weist deutlich kabbalistische Hintergründe auf. Vorrangig hat der Baum des Lebens aber eine enorme Bedeutung für die –3 Esoterik. So sind etwa die Gradsysteme vieler Freimaurer- und Rosenkreutzerorden nach dem Baum des Lebens gestaltet. Die mystische Pilgerschaft des Menschen beginnt in Malkuth und endet, nachdem er die übrigen Sephiroth durchschritten hat, in Kether. Auch für das, was man praktische Magie nennt, ist der Lebensbaum von unschätzbarem Wert. Jede Sephirah stellt eine ganze Welt für sich dar. Alles was mit dem Planeten, dem sie zugeordnet ist, zusammenhängt, wie Gottesnamen,Götter, Engel, Farben, Gerüche, Pflanzen, Mineralien, aber auch moralische Ideen oder religiöse Vorstellungen etc. ist der jeweiligen Sephirah zugeteilt. Dies geschieht mittels des sogenannten Korrespondenzsystems (Entsprechungen). Jeder Sephirah entspricht ein Planet, dem ist ein Name Gottes zugeordnet. Dann kommen die entsprechenden Engel, Farben etc. hinzu. Will ein Magier z. B. in geistigen Kontakt mit dem Mond und seinen Kräften treten, so kann er sich mittels dieses Systems kundig machen, was alles zum Bereich des Mondes gehört und er demnach für sein Ritual braucht. Crowley bezeichnet in seinem Standardwerk „Buch 4 Magick", den Lebensbaum als einen Aktenschrank, in dessen einzelne Ordner sich alle Erscheinungen des Universums einfügen lassen, um so dem praktizierenden Magier zur Verfügung zu stehen.
 
 

 

 

 
 
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