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Tempel (Tempelkult, Synagoge)

 
       
  Tempel (Tempelkult, Synagoge) Ein Tempel (griech. « der abgetrennte Bereich ») ist eine von Menschen errichtete Behausung für die Gottheit - eine Einrichtung, die ältere Offenbarungsstätten in Hainen oder Wäldern, Grotten oder Höhlen, auf Bergen oder an Quellen, an Flüssen oder Seen ablöste. Derartige offene heilige Orte wurden überbaut; so entstand als eine frühe Form des Heiligtums etwa das Grab als Ruhestätte der Toten oder ihrer Geister - ein Sammelpunkt unheimlicher Mächte. Um die verstorbenen Ahnen vor Tieren und Dämonen zu sichern oder die Nachkommen vor den gefürchteten Totengeistern zu schützen, sind Grabanlagen oft in unwegsamen Gegenden - bisweilen unter Steinbedeckung - errichtet worden. Ursprünglich war der Tempel ausschließlich « Haus Gottes », und später erst bildete sich seine Funktion als Versammlungsort der Gläubigen heraus. Im Innern der Heiligtümer vieler Religionen repräsentiert ein Bild die anwesende Gottheit. Mitunter ehrt man diese Bilder, indem sie geschmückt und bekleidet werden. Der sich im Bild manifestierende Gott findet einen gesicherten Platz im Innern (cella) des Gotteshauses, zu dem ein eigens eingerichteter Vorraum führt; dort hat nur derjenige Zugang, der zum Dienst der Gottheit berechtigt ist. In vielen Religionen (bei Persern und Germanen, im Schintoismus, Judentum, Urchristentum und Islam) ist es zum Streit um die Bilder gekommen: Auf diese Weise wird unterstrichen, dass Gott frei ist, dass man seiner (auch im Bild) nicht habhaft werden könne. Mit der Vorstellung des idealen Tempels ist in der jüdisch-christlichen Religion vor allem die zentrale Kultanlage in Jerusalem verbunden. Man unterscheidet zwischen einem « ersten » und einem « zweiten » (einem vor- und einem nachexilischen) Tempel; der zweite Tempel umfasst seinerseits zwei Bauperioden: die Zeitspanne nach der Rückkehr der Verbannten aus dem babylonischen Exil und - etwa ein halbes Jahrtausend später - die Erweiterung des Gotteshauses unter Herodes. Während ihrer Einwanderung ins « Gelobte Land » führten Stämme, die einmal Israel bilden sollten, die « Stiftshütte », eine Art Nomadenheiligtum, mit sich. (Israel) Nach Sesshaftwerdung und Staatenbildung dachte der König David an die Errichtung eines festen Kultplatzes. An seinem Vorhaben, einen Tempel zu bauen, wurde er allerdings von dem Propheten Nathan gehindert. So konnte erst Salomo, nach Vorarbeiten seines Vaters, mit dem Tempelbau beginnen - dies geschah im vierten Jahr seiner Regierung, angeblich 480 Jahre nach dem Auszug Israels aus dem « Haus der Knechtschaft» (Flavius Josephus), und die gesamte Bauzeit dauerte acht Jahre. In seiner Funktion wie in seiner Einrichtung glich der Tempel der alten Stiftshütte; er umfasste ein « Allerheiligstes », das « Heilige », eine Vorhalle und ein umlaufendes Bauwerk. Die Bundeslade, das alte Kriegsheiligtum Israels (4. Mose 10, 35), fand im Allerheiligsten ihren Platz. «Und es war nichts in der Lade als nur die zwei steinernen Tafeln des Mose, die er hineingelegt hatte am Horeb, die Tafeln des Bundes, den der Herr mit Israel schloss, als sie aus Ägyptenland gezogen waren.» (1. Kö. 8, 9) Bei den beiden Steintafeln mit dem Dekalog handelt es sich vielleicht um heilige Steine eines alten Kultes, die möglicherweise erst durch Umdeutung zu Gesetzessteinen der Jahwereligion geworden sind. Neben der Bundeslade im Tempel stellte Salomo zwei große, das Heiligtum schützende Cherubimfiguren auf, die aus Ölbaumholz gefertigt und mit Gold überzogen waren. Wie vormals in der Stiftshütte, so befand sich auch ein Rauchopferaltar im Heiligtum. Das eigentliche Tempelgebäude war von einem Hof - dem « Priestervorhof » - umgeben. In dessen Mitte erhob sich ein großer Bandopferaltar. An dieser Stelle, dem « heiligen Felsen », hatte angeblich schon Abraham geopfert. Dort brannte das heilige Feuer, das beständig unterhalten werden musste. Daneben war der Schlachtplatz, an dem die Opfertiere getötet, gereinigt und für die Darbringung zerteilt wurden. Nach dem Tod Salomos ging die Bedeutung des Jerusalemer Tempels als Zentralheiligtum Israels verloren, nur für Juda blieb er Mittelpunkt des Gottesdienstes. Im Jahr 587 v. Chr. wurde dieser Tempel vom Heer des Babyloniers Nebukadnezar zerstört. Nach der Eroberung Babylons durch den Perserkönig Kyros durften die exilierten Juden nach Palästina zurückkehren. In Jerusalem legten sie alsbald den Grundstein zu einem neuen Tempel. Um das Jahr 520 begann man mit der Errichtung des Brandopferaltars an der alten, heiligen Stätte, und im 6. Regierungsjahr des persischen Großkönigs Darius konnte der neue Tempel eingeweiht werden die Propheten mussten allerdings diejenigen trösten, die angesichts des Vergleichs mit der Herrlichkeit des alten Gotteshauses in Tränen ausbrachen. Das Allerheiligste blieb leer, denn die Bundeslade war verschwunden. Nach mehreren Plünderungen und Entweihungen belagerte auch der Römer Pompejus im Jahr 62 v. Chr. den Tempel; er eroberte ihn und drang bis ins Allerheiligste vor. Im Jahr 56 v. Chr. raubte Crassius den gesamten Tempelschatz. Etwa 35 v. Chr. stürmte Herodes der Große das Heiligtum und zerstörte dabei einige Gebäude. Später, als sein Thron gesichert war, restaurierte und vergrößerte er es beträchtlich. Der herodianische Tempel war das Gotteshaus, in dem später Jesus von Nazareth « dargestellt » wurde und das er mit zwölf Jahren erstmals selbst betreten sollte. Aus dessen Vorhöfen hat er die Händler und Käufer hinausgetrieben; dort soll er täglich gelehrt, sich selbst als Sohn Gottes offenbart und auch geweissagt haben, dass von diesem Gebäude kein Stein auf dem anderen bleiben werde (Mat. 24, 2). Entweiht durch eine fast ununterbrochene Kette von Gräueltaten, durch « Ströme von Blut », bildete der Tempel schließlich im Krieg gegen die Römer (70 n. Chr.) die letzte Zufluchtsstätte der Belagerten. Das Bauwerk geriet in Brand, die Tempelschätze gingen zugrunde. Allein die Stützmauer des herodianischen Tempels blieb stehen - als « Klagemauer ». Lange Zeit war der Tempel zentraler Ort des Opferkultes, der Hauptform von Gottesverehrung in Israel, gewesen. Diese Zentralisierung des Opfers in Jerusalem soll die « deuteronomische Reform» etwa im Jahr 621 v. Chr. bewirkt haben. Zuvor hatte das Volk an verstreuten Lokalheiligtümern - den « Kulthöhen » (1. Kö. 3, 2) - seine Opfer dargebracht. Im Tempeldienst traten neben das Opfer auch Gebet, Bekenntnis und Lied (Psalmen). Bereits zur Zeit des zweiten Tempels entstand neben dem Gottesdienst des Tempels derjenige der Synagoge. Im Unterschied zum Tempeldienst findet in der Synagoge - außer Gebet und Studium der Thora - kein Opferkult statt. Damit hängt es zusammen, dass Priester, die im Tempel Opfer verrichten, in der Synagoge von Laien abgelöst werden: Der jüdische synagogale Wortgottesdienst ist Laienreligion - (männliche) Laien beten vor, verlesen die Texte der heiligen Schrift, predigen. Die eigentlichen Wurzeln des Gottesdienstes der Synagoge sind wohl im babylonischen Exil zu suchen. Fern der Heimat, des Tempels und des Altars kamen damals die Gläubigen bevorzugt am Sabbat zusammen, um die heiligen Schriften zu lesen und unter Gebet und Gesang einen opferlosen Gottesdienst zu feiern. Trotz der Errichtung des zweiten Tempels wurde nach der Rückkehr aus dem Exil diese Art gottesdienstlicher Versammlung beibehalten. Eigens richtete man dafür geeignete Versammlungsplätze ein. Auf diesem Weg entstand neben dem Tempeldienst der synagogale Gottesdienst, und zwar vor allem in den bedeutendsten jüdischen Städten, aber auch in der Diaspora und sogar in Jerusalem selbst. Offenbar hat man dabei den Tempel zum Muster der Synagoge, des Bauwerks wie seiner Einrichtung, genommen. Wichtige Gerätschaften in der Synagoge sind der Schrank, in dem die Gesetzesrollen sowie andere biblische Vorlesebücher aufbewahrt werden, und der Lehrstuhl, von dem aus der Vorsteher vorbetet und vorliest. In den Synagogen der Neuzeit nehmen die Frauen abgesondert, etwa auf einer Galerie, ihren Platz ein. Nach alter Tradition sollte die Synagoge stets an einer erhöhten Stelle erbaut sein, um den Ort, zu dem sie gehört, zu überragen. Genauso wie der Tempel, so gilt auch die Synagoge als heiliger Ort. Gottesdienste fanden dort anfangs an Sabbaten und Festtagen, später auch an einzelnen Wochentagen statt. In Nachahmung des Tempeldienstes haben Gebete das Opfer ersetzt. « Kadisch » und « Barechu », das « Schema » und das « Schemone-Esre » sind die Gebete, die den Synagogengottesdienst eröffnen. Sie werden mit Lob- und Segenssprüchen verbunden, auf die das Volk jeweils mit « Amen » antwortet. Es folgen Lesungen aus dem « Gesetz », unterbrochen und gefolgt von Doxologien. Anschließend werden auch aus anderen biblischen Büchern, zumal den Propheten, einzelne Abschnitte verlesen. Im rabbinischen Judentum hat sich die Hoffnung, dass der Tempel einst wieder errichtet werde, zu einem zentralen Inhalt der Eschatologie entwickelt: Der kommende Messias wird den nur vorübergehend unterbrochenen Opferkult aufs Neue einführen. Gebet, Wohltätigkeit, Thorastudium sind nur ein behelfsmäßiger Ersatz des ausgefallenen Opferdienstes. Das frühe Christentum hat den Tempelkult wie das jüdische Opfer zur bloßen Vorform des einmaligen und abschließenden Opfers Jesu Christi erklärt. Die Zerstörung des Jerusalemer Tempels und das Ende des jüdischen Staates im Jahr 70 n. Chr. erschienen den Christen als Beweis für die Wahrheit der Prophezeiung Jesu (Mat. 24, 1 f.) und als Ausdruck des Zorns Gottes, der sich an den Juden dafür rächt, dass sie den Messias abgelehnt und verworfen haben. (Antisemitismus)  
 

 

 

 
 
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