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Prophezeiungen

 
       
  Der Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Weissagung«. Seit Menschengedenken gibt es Seher und Propheten, die Ereignisse voraussagten, die tatsächlich eintraten. Der prominenteste und bekannteste war der französische Arzt Michel de Notredame, der unter dem Namen Nostradamus schon zu Lebzeiten eine Berühmtheit war, und dessen Ruhm noch heute anhält.
Nostradamus lebte in den Jahren 1503 bis 1566. Als Arzt hatte er sich während der Pestepidemie in Frankreich schon einen Namen gemacht und ein Aufsehen erregendes Buch über die Behandlung der Pest geschrieben. 1555 begann Nostradamus, seine Prophezeiungen zu veröffentlichen. Er verschleierte seine Voraussagen, die mehr als 1000 Verse umfassen, durch Rätsel und Symbole. Er meinte, er könne seine Leser nicht über die Maßen ängstigen. Außerdem wollte der Christ Nostradamus offensichtlich vermeiden, der Hexerei angeklagt zu werden.
Seine Kritiker behaupteten damals – wie noch heute – er habe seine Prophezeiungen so verklausuliert geschrieben, dass man immer eine bestimmte Deutung in ihnen sehen könne. Gleich zu Beginn seiner Seherkarriere landete er einen Volltreffer. Er schrieb den Vers:
»Der junge Löwe wird den alten überwinden Auf dem Kriegsfeld in nur einer Schlacht, In einem goldenen Käfig wird er sein Auge durchbohren; Zwei Wunden in einer, dann stirbt er eines grausamen Todes.« Diese 35. Strophe von insgesamt 942 von ihm verfassten erschien vier Jahre vor einem königlichen Lanzenturnier, das Höhepunkt der Hochzeitsfeier war, bei der Elisabeth, die Tochter des französischen Königs Heinrich II. mit Philipp II. von Spanien vermählt wurde. Heinrich II. ritt auf seinem reich geschmückten Pferd gegen Gabriel des Lorges, Graf Montgomery. Der Wettkampf wurde für unentschieden erklärt, doch Heinrich bestand auf einer Fortsetzung. Kurz darauf trafen die Lanzen der beiden Wettkämpfer aufeinander und splitterten; Montgomerys Lanze durchdrang das goldene Visier des Königs, stieß ihn ins Auge und verletzte die Kehle. Neun Tage später, am 10. Juli 1559, starb der König. »Zwei Wunden in einer«: Nostradamus hatte selbst die Einzelheiten genau prophezeit. Dem entsetzten Schweigen nach dem schrecklichen Ende des Festes war der Schrei eines Mitglieds des Königshauses gefolgt: »Verflucht sei der Wahrsager, der dies prophezeit hat – so schrecklich und so zutreffend.« Nach dem Tod des Königs verbrannte der aufgebrachte Pöbel in einem Vorort von Paris Nostradamus’ Abbild und forderte den Tod des Unglückspropheten. Nicht alle Vierzeiler des französischen Propheten waren so genau und so präzise. Immerhin machte er – nach seiner Meinung gelten die Prophezeiungen bis ins Jahr 3797 – weitere richtige Voraussagen: »Die Verschmähte wird den Thron besteigen; Ihre Feinde werden als Verschwörer entlarvt; Ihr Zeitalter wird triumphieren wie keines zuvor; Mit siebzig wird sie gewiss sterben, im dritten Jahr des Jahrhunderts.« Diese Weissagung galt der Königin Elisabeth I. von England, die ihr Reich erfolgreich modernisierte und tatsächlich im Jahr 1603 in ihrem 70. Lebensjahr starb. Überraschend zutreffend sind auch Nostradamus’ Prophezeiungen für die neuere Zeit. Adolf Hitler ist sicher mit dem Namen »Hister« zu identifizieren, den Nostradamus gebrauchte. Es heißt: »Ein Führer von Großdeutschland wird kommen Um Hilfe zu bieten, die nur geheuchelt ist; er wird die Grenzen Deutschlands ausdehnen und Frankreich zwingen, sich in zwei Teile zu teilen.« Oder: »Lebendiges Feuer und der Tod, verborgen in der Gestalt von Kugeln wird losgelassen, Gar fürchterlich und schrecklich. Ganze Städte wird der Feind über Nacht in Schutt und Asche legen.« Nostradamus sagte auch seinen eigenen Tod voraus. Er schrieb: »Man wird mich tot neben meinem Bett und meiner Bank auffinden.« Elf Jahre später, am 2. Juli 1566, fand man ihn tot neben einer Bank, die man seinem Krankenbett zur Seite gestellt hatte, damit er sich leichter hinein und heraushelfen konnte. Im Schatten des großen Nostradamus standen viele zumindest überraschend gute Hellseher, Visionäre, Wahrsager, Propheten. Nie glichen sie sich in ihren Methoden, aber die Richtigkeit ihrer Voraussagen war oft beeindruckend. Anfang 1997 starb die amerikanische Hellseherin Jeane Dixon. 1952, bevor in Amerika ein gewisser John F. Kennedy bekannt wurde, hatte sie in einer Kirche die Vision von einem »blauäugigen Mitglied der demokratischen Partei, der das Weiße Haus betritt.« Sie sah ein Datum: 1960. Sie sah auch eine Warnung: Der Präsident wird ermordet.
Ihre Weissagungen wurden in Zeitungen gemeldet, aber von niemandem ernstgenommen. 1960 wurde der »blauäugige Demokrat« Präsident. Im November 1963, drei Jahre nach der Wahl Kennedys, hatte Jeane Dixon weitere Visionen vom Mord am Präsidenten. Sie versuchte verzweifelt, Kennedy zu warnen. Doch der Präsident reagierte fatalistisch: »Wenn sie dich kriegen wollen, kriegen sie dich auch.«
Am Morgen des 22. November, einem Freitag, sagte sie zu mehreren Freunden, darunter bedeutende Journalisten: »Heute ist der Tag, an dem es geschen wird.« Am Nachmittag des 22. November wurde John F. Kennedy in Dallas (US Bundesstaat Texas) ermordet.
Von Jeane Dixon wird auch behauptet, sie habe die Ermordung von Martin Luther King und Robert Kennedy vorausgesagt, ebenso die Todesdaten von UN Generalsekretär Dag Hammarskjöld, Außenminister John Foster Dulles und den Selbstmord von Marilyn Monroe. Einer von John F. Kennedys Vorgängern, der legendäre Franklin Delano Roosevelt, bat Jeane Dixon 1944 ins Weiße Haus und fragte sie, wie lange er noch zu leben habe. Er wollte es wirklich wissen. Und Jeane Dixon sagte es ihm: »Sie haben noch sechs Monate zu leben.« Roosevelt starb tatsächlich am 12. April 1945. Skeptiker waren in diesem Fall der Meinung, es habe sich um eine »sich selbst erfüllende Prophezeiung« gehandelt. Weitere Erfolge von Jeane Dixon: Bei einem Empfang in Washington sagte sie dem indischen Militär attache, sein Land werde am 2. Juni 1947 geteilt, was auch geschah (Indien und Pakistan). Dem britischen Sieger des Zweiten Weltkrieges, Winston Churchill prophezeite sie die kommende Wahlniederlage. Churchill, der tatsächlich unterlag, hat nie wieder mit Jeane Dixon gesprochen. Jeane Dixon hatte auch Misserfolge. Dazu gehörte die Vorhersage, dass das kommunistische China 1958 »die Welt in einen Krieg stürzen« werde. Oder dass »Fidel Castro 1966 in China sein werde oder nicht mehr lebe.« Doch die Mehrheit ihrer Prophezeiungen traf zu. Der Schauspieler Bob Hope wollte Jeane Dixon auf die Probe stellen und fragte sie, wie viele Schläge er bei einer Golfpartie am Vortag benötigt habe. Den Namen des Partners erwähnte er nicht, weil es ein streng gehütetes Geheimnis war. Jeane Dixon antwortete: »Sie brauchten 92 Schläge und Präsident Eisenhower 96.« Die Antwort stimmte und Bob Hope hat nie mehr an Jeane Dixon gezweifelt. Nostradamus und Jeane Dixon gelten heute als berühmte Hellseher. Aber sie sind zwei unter tausenden. Völlig vergessen wurden ernst zu nehmende Hellseher wie der Norweger Anton Johanson (1858 1929). In einer einzigen Nacht im November 1907 offenbarten sich ihm genaue Visionen der kommenden Jahre 1914 bis 1921 und 1947 bis 1953. Aus seinen Vorhersagen nur wenige Beispiele: Den Ausbruch des Ersten Weltkrieges sah er ebenso voraus wie den russischen Vorstoß an der Ostfront, den Grabenkrieg an der Westfront, aber auch die große Grippeepidemie der Jahre 1918 bis 1921, die mit 21 Millionen Toten mehr Opfer forderte als der Erste Weltkrieg. Der englische Bauer Robert Nixon (1467 1485) sah in seinem kurzen Leben wichtige politische Ereignisse voraus, deren Bedeutung für die Geschichte er schon wegen seiner mangelnden Bildung nicht ahnen konnte: Betrug ausgeschlossen. Nixon sagte den englischen Bürgerkrieg, die Niederlage und Enthauptung von Charles I., die Herrschaft von Wilhelm von Oranien, die französische Revolution, den englisch französischen Krieg und das Entstehen des englischen Weltreiches voraus.
Professor John O’Toole von der amerikanischen Universität Syracuse (US Bundesstaat New York) ist sicher, dass die Weltgeschichte einen anderen Verlauf genommen hätte, wenn man die Prophezeiungen ernster genommen hätte. Er sagt aber auch: »Vielleicht war es aber besser so, dass man dem Schicksal der Geschichte nicht in den Rücken gefallen ist.«
Prophezeiungen in der Literatur Der amerikanische Schriftsteller Morgan Robertson war in seiner Jugend zur See gefahren. Später war er als Juwelier tätig und schrieb dann 200 Erzählungen und neun Bücher. Eine Novelle, die er 1898 veröffentlichte, überstrahlt sein gesamtes Werk, weil sie die exakteste Voraussage eines Ereignisses enthielt, die jemals schwarz auf weiß gedruckt wurde. Das Buch heißt »The Wreck of the Titan« (Der Untergang der Titan). Es beschreibt die Jungfernfahrt des größten und sichersten Linienschiffes der Welt und seinen schrecklichen Untergang. Das Schiff überquert den Atlantik zwischen Southampton und New York und stößt mit einem Eisberg zusammen. An Bord entsteht ein Chaos. Das Schiff droht zu sinken, in viel zu wenigen Rettungsbooten kann sich nur die Hälfte der Passagiere retten. Das Schiff, dessen Todeskampf 14 Jahre vor dem Untergang der »Titanic« die realen Ereignisse vorwegnimmt, heißt in dem Buch »Titan«.
Bei ihrem Erscheinen fand die Novelle kaum Beachtung. Erst nach dem Untergang der »Titanic« erinnerten sich einige an Robertsons Geschichte, und das Buch wurde ein viel diskutierter Besteller. Der Autor behauptete damals, er habe beim Schreiben einen »astralen Co Autor« gehabt. In der Tat sind die Einzelheiten verblüffend genau vorhergesehen, wie eine Gegenüberstellung von Details in der Novelle und der Wirklichkeit belegt (siehe Tabelle Seite 186).
Es fällt schwer, bei einer derartigen Übereinstimmung von Zufall zu sprechen. Ähnliches gilt für den ominösen Pullmanwaggon des Schriftstellers Thomas Wolfe. Nach seinem Riesenerfolg mit »Schau heimwärts, Engel!«, sandte Wolfe ein Manuskript unter dem Titel »K 19« an seinen Verleger. »K 19« war die Nummer eines Pullmanwaggons, der eine wichtige Rolle in seinem neuen Buch spielte. Das Buch wurde nie verlegt. Aber die Waggonnummer »K 19« tauchte in anderen Werken Thomas Wolfes immer wieder auf. Auch in seinem letzten Buch »You Can’t Go Home Again (Es führt kein Weg zurück)« ist von einem Pullmanwaggon »K 19« die Rede. Wolfe starb am 15. September 1938. Sein Freund und Lektor Edward C. Aswell war mit dabei, als die Familie den Schriftsteller in seinen Heimatort Asheville (US Bundesstaat North Carolina) brachte. Aswell und Wolfes Familie fuhren in einem Pullmanwaggon. Er hatte die Nummer »K 19«.
Eine makabre Form der literarischen Prophezeiung findet sich in einem Buch, das der englische Schriftsteller Matthew Shiel (1865 1947) 1896 veröffentlichte. Shiel war ein früher Sciencefictionautor, der Zukunftsgeschichten und Krimis verfasste. In einer Erzählung in diesem Buch schildert er einen gnadenlosen Vernichtungsfeldzug einer schwarz gekleideten Eliteorganisation gegen alle Menschen, »die dem Fortschritt schädlich sind«. Die »Schwarzen« verwüsteten dabei ganz Europa. Die Leichen der Ermordeten werden dem Feuer übergeben. Neben der Vorwegnahme einer menschenverachtenden Brutalität ist der Titel vielsagend: »The S. S.«.
 
 

 

 

 
 
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