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Bergpredigt

 
       
  Bergpredigt heißt die (nach Mat. 5-7) erste große Rede Jesu, eine Bezeichnung, die sich erst seit dem 16. Jahrhundert eingebürgert hat. Sie stellt eine Komposition verschiedenartiger Überlieferungen dar. Die Parallele im Lukasevangelium zeigt, dass dieses Traditionsgut überwiegend aus einer (wahrscheinlich schriftlichen) Quelle (der « Logienquelle »; Synoptiker) stammt, die dem ersten und dem dritten Evangelisten wohl in unterschiedlicher Fassung vorlag. Nach Lk. 6, 17 soll diese Rede auf einem ebenen Platz stattgefunden haben; deshalb nennt man sie hier « Feldrede ». Beide Redeversionen sind Zusammenfassungen der Botschaft Jesu, d. h. « Programm» seiner Weltumgestaltungspläne. Der gemeinsame Grundstock dieser Reden besteht u. a. aus den Seligpreisungen, Sprüchen über Feindesliebe und Wiedervergeltung, Aussagen über liebloses Richten und der « Goldenen Regel » (Lk. 6, 31; Mat. 7, 12). Matthäus hat die Bergpredigt beträchtlich erweitert und viele Jesusworte, die bei Lukas an anderen Stellen stehen, in die Rede eingebaut. Darüber hinaus bietet er « Sondergut », das sich in den anderen Evangelien nicht findet. Die Bergpredigt wird dabei nicht nur als Lebensordnung der Jüngergemeinde, sondern als Wille Gottes für die ganze Welt angesichts des zu erwartenden Endgerichts vorgestellt. Das «Gesetz und die Propheten », d. h. die alttestamentliche Überlieferung, fasst Jesus mit der als Liebesgebot verstandenen «Goldenen Regel» zusammen: «Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! » (Mat. 7, 12) Kaum ein anderer Text des Neuen Testaments hat die Kirche durch ihre Geschichte hindurch so beschäftigt wie die Bergpredigt. Bis heute kann die theologische Ethik nicht schlüssig klären, wie mit den radikalen Forderungen Jesu, seiner Absage an bestimmte natürliche Verhaltensweisen (Lebenssicherung, Besitzstreben) und dem geforderten Verzicht auf selbstverständliche Rechte (Vergeltung, Besitz, Ehe, Ehescheidung) zu verfahren sei -sie erscheinen weder erfüllbar noch praktikabel. Seit frühchristlicher Zeit versucht man diesen Schwierigkeiten dadurch aus dem Weg zu gehen, dass zwischen « vollkommenen » und « gewöhnlichen » Christen unterschieden wird. Ab dem 4. Jahrhundert waren es die Asketen, die als «Vollkommene » die Forderungen der Bergpredigt einhalten wollten. Sie schworen nicht, gaben sich nicht ihren Begierden hin, wehrten sich nicht gegen Angreifer und blieben besitzlos. Die Kirche des Mittelalters behielt die Unterscheidung der Stufen ethischen Verhaltens bei, aber Sekten und Bettelorden protestierten gegen diese «Verweltlichung» des Glaubens und Verharmlosung der Forderungen Jesu.

Zusammenstellung von wichtigen Worten Jesu bei Mt (5-7). Jesus sprach sie auf einem >Berg< (Mt 5,1), um deutlich zu machen, daß durch ihn das Gesetz des Mose vom Berg Sinai (2. Mose 19ff.) überholt ist. –> Bund; Gebot; Evangelium; Heilsgeschichte
 
 

 

 

 
 
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