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Poltergeister

 
       
  Zu den Merkmalen von Poltergeisterscheinungen gehört es, dass es aus unerklärlichen Gründen plötzlich knallt und kracht, Einrichtungsgegenstände sich bewegen, Kältewellen entstehen, Gegenstände auftauchen oder einfach verschwinden. Dieser Spuk, bestehend aus physikalisch unerklärlichen Geschehnissen, tritt in der Regel über einen längeren Zeitraum hinweg auf. In den meisten Fällen einige Wochen, manchmal sogar Monate oder Jahre lang. Das ermöglicht den Forschern, das Phänomen zu studieren, wenn sie früh genug am Ort des Geschehens eintreffen. Darin besteht der große Vorteil gegenüber spontanen ASW Phänomenen ASW), bei denen dem Forscher in der Regel nichts anderes überbleibt, als im Nachhinein Hinweise und Zeugenaussagen zu sammeln.
Poltergeister sind kein neues Phänomen; schon im 6. Jahrhundert wurde in Italien von einigen Fällen berichtet. Aufzeichnungen darüber gibt es seit dem 12. Jahrhundert. Gerald of Wales berichtet aus dem 13. Jahrhundert, man habe ein Gespenst in bedrohlich aggressivem Ton mit einer Gruppe von Menschen reden hören. 300 Jahre später, im Jahre 1599, führte Martin del Rio eine der ersten Untersuchungen eines derartigen Phänomens durch. Er beschrieb 18 Arten von Dämonen, darunter auch einen, der sich darauf spezialisiert hatte, ein ungeheures Durcheinander zu schaffen: »Die 16. Art umfasst Gespenster, die gewöhnlich zu gewissen Zeiten, in Häusern oder gewissen Orten Aufregung und Störungen verursachen. Beispiele hierfür erspare ich mir, da die Sache hinreichend bekannt ist. Einige stören den Schlaf, indem sie mit Töpfen klappern und Steine schleudern, andere ziehen die Matratze weg und werfen den Schläfer aus dem Bett.. Obwohl Poltergeisterscheinungen zum Teil noch »Elementargeistern« zugeschrieben werden, sind sich die Parapsychologen einig, dass diese Spukerscheinungen eine »diesseitige« und keine »jenseitige« Ursache haben. Ein spektakulärer Fall von Poltergeistspuk dauerte von August 1977 bis September 1978. In diesen 13 Monaten erlebten eine Frau und ihre vier Kinder, die in einer Sozialwohnung in Enfield, einem Vorort von London, lebten, fast jede bekannte Form von Poltergeisterscheinungen. Allein zwischen Januar und März wurden 1500 einzelne Vorfälle registriert. Alle an den Untersuchungen Beteiligten, Parapsychologen, Sozialarbeiter, ein Sprachtherapeut, Fotografen und Psychiater, sprachen von einem Rätsel.
Wie oft in diesen Fällen begannen die Erscheinungen gedämpft. Aus dem Schlafzimmer kam ein Schlurfen, als ob jemand in Pantoffeln durch das Zimmer gehe. Dann kamen die Klopfgeräusche, die elf Monate andauerten. Auf dem stets eingeschalteten Tonband hörten die Forscher eine tiefe, forsche Stimme. Obwohl sich nach einem Abspielen im Rundfunk viele Menschen meldeten, die vorgaben, die Stimme zu kennen, wurde sie doch nie eindeutig identifiziert.
Dann kam es zu vielen weiteren unerklärlichen Vorfällen. Einmal kam ein Bauklotz der Kinder von unsichtbarer Hand geflogen und traf einen Fotografen am Kopf. Papier und Stoffstücke entzündeten sich von selbst. Eine Schachtel Streichhölzer, die in einer Schublade lag, ging von allein in Flammen auf; die Streichhölzer erloschen auch wieder von selbst, ohne die übrigen Gegenstände in der Schublade in Brand zu setzen. Unter den Augen der Experten verbogen und verdrehten sich Bestecke, der metallene Deckel eines Teekessels und ein Messingrohr. Um das Haus verstreut fanden sich drei Steinsplitter, die ursprünglich zusammengehört hatten.
Die Vorkommnisse nahmen noch zu. Ein Teil eines Gasofens wurde vom Kamin abgetrennt und durch das Wohnzimmer geschleudert. Möbelstücke, eine Kommode beispielsweise, ein schweres Sofa oder ein Doppelbett bewegten sich im Haus hin und her. Janet, die zwölfjährige Tochter, schien der Mittelpunkt (Epizentrum) all der Geschehnisse zu sein. Die tiefe Stimme schien aus ihr zu kommen. Sie und ihre Schwester Rose wurden so oft aus dem Bett geworfen, dass sie nur noch auf dem Fußboden schliefen. Doch das half alles nichts. Oft fand man Janet tief schlafend auf dem großen Radioapparat in ihrem Schlafzimmer. Poltergeisterscheinungen richten meist nur geringen Schaden an und verletzen niemanden.
Ein außergewöhnlicher Fall einer Poltergeisterscheinung ereignete sich im beschaulichen bayerischen Rosenheim. Die Aktivitäten waren auf ein Rechtsanwaltsbüro mit mehreren Räumen in der Königstraße 13, den Räumen des prominenten Anwaltes Adam, begrenzt. Es begann im Sommer 1967 mit Störungen der Telefonanlage. Das Wählen einer Nummer wurde oft grundlos unterbrochen und manchmal klingelten alle vier Apparate gleichzeitig, ohne dass jemand angerufen hatte. Die Anlage wurde mehrmals erfolglos überprüft. Dann tauschte die Post die Anlage aus. Ein Messgerät wurde installiert. Aber das Messgerät zeigte Dutzende von Anrufen an, die nie stattgefunden hatten, fast immer an die Zeitansage. Am 20. Oktober 1967 wurden zwischen 7.42 und 7.57 Uhr morgens 42 Anrufe an die Zeitansage registriert. Adam rechnete vor, dass es mindestens 17 Sekunden dauerte, um die Zeitansage zu wählen und durchzukommen, ohne auch nur die Ansage selbst abzuwarten. Auf Grund der hohen Telefonrechnung wurden die Wählscheiben gesperrt. Nur Rechtsanwalt Adam hatte noch einen Schlüssel. Ohne Erfolg.
Ende November 1967 zeigte sich, dass die Zeitansage innerhalb von fünf Wochen 500 bis 600 mal angerufen worden war. An einem Tag waren es allein 80 Anrufe. Am 20. Oktober 1967 erloschen die Lampen des Büros mit einem lauten Krachen. Jede der Neonröhren hatte sich um 90 Grad gedreht, und der Kontakt war unterbrochen. Ein Elektriker ersetzte die Röhren und stellte gerade seine Leiter beiseite, als es wieder knallte: Die Röhren hatten sich erneut gedreht. Der Elektromeister untersuchte das Stromnetz und die elektrischen Geräte des Büros, ohne eine Störung zu finden. In den folgenden Wochen eskalierten die Ereignisse und wurden zu einem Aufsehen erregenden Poltergeist Fall.
Am Montag, dem 20. November, fiel in Adams Privatbüro eine Neonröhre zu Boden und zerbarst, weitere Röhren zerknallten. Es wurde ein starker Stromanstieg festgestellt, ohne dass die Sicherung durchbrannte. Schließlich wusste man nicht mehr weiter und holte den Freiburger Parapsychologieprofessor Hans Bender. Die allgemeine Zustimmung zu diesem Schritt wurde erteilt, als ein 180 Kilo schwerer Eichentisch plötzlich mitten im Zimmer stand und niemand wusste, wie dieses Monstrum dorthin gekommen war. Bender kam in Begleitung von zwei Physikern vom Max Planck Institut für Plasmaphysik in München. Die Physiker rückten mit eigenen Prüfgeräten an, und Bender installierte Kameras und Tonbandgeräte. Das erste, was Bender auffiel, war, dass die seltsamen Erscheinungen nur dann stattfanden, wenn die neunzehnjährige Annemarie S. im Haus war. Dann gelang es Bender, im Film festzuhalten, dass die Lampen an der Decke hin und her schwangen, wenn sie auf den Flur kam. Die beiden Physiker hingegen hatten das Haus auf den Kopf gestellt und nichts gefunden. Sie hatten geprüft, was zu prüfen war, für die »verrückten« Phänomene hatten sie auch keine Erklärung. Nachdem Bender auf den Gedanken gekommen war, dass Annemarie die Auslöserin dieser Spukerscheinungen sein könnte, konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf sie. Dabei gelangen ihm auch Aufnahmen von Bildern, die sich um 360 Grad um den Nagel drehten, mit dem sie befestigt waren. Zum Schluss hatte Bender neben Film und Tonaufnahmen etwa 40 Zeugenaussagen gesammelt, die zweifelsfrei bewiesen, dass es sich bei den Erscheinungen nur um Psychokinese (PK) handeln konnte, ein psychisches Einwirken auf Gegenstände. Fähigkeiten dieser Art haben nur wenige Menschen. Und ganz selten setzen sie sie wissentlich ein. Das war auch bei Annemarie S. der Fall. Bender hatte angeregt, dass die Belegschaft der Kanzlei wegen des Trubels Urlaub machen solle. Annemarie ging als Erste. Von Stund an war Frieden im Büro. Erst als sie ihre Arbeit wieder aufnahm, kam es erneut zu Erscheinungen. Annemarie wurde entlassen. Prof. Bender stellte Untersuchungen mit ihr an. Und seine These, dass Annemarie Psychokinese als Antwort auf emotionale Probleme erzeugte, wurde bald bestätigt, als sie erzählte, ihr Verlobter hätte die Verlobung mit ihr gelöst, nachdem es ein paar ungeklärte Störungen im Mechanismus der Kegelbahn gegeben hatte. Das passierte im Sommer 1969. Annemarie brauchte Jahre, um über die aufgelöste Verlobung hinwegzukommen. Sie fühlte sich als Opfer, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass der Fehler am Kegelmechanismus mit ihr zusammenhing.
Bis 1975 dauerte Annemaries Leidenszeit, während der sie von Stelle zu Stelle ging. Sie war zunächst wieder bei einem Rechtsanwalt beschäftigt gewesen, aber die Geschichten von ihren unheimlichen Fähigkeiten folgten ihr. An allen Arbeitsstellen wurde der armen Annemarie sofort gekündigt, sobald etwas Seltsames passierte. Obwohl sie immer wieder beteuert: »Ich hatte nie auf etwas Einfluss. Das tat mir wirklich weh.«
Ihre bayerischen Kolleginnen tuschelten dennoch hinter ihrem Rücken, sie sei eine Hexe. Als sie in einer Papierfabrik beschäftigt war, passierte ein Unfall und ein Mann kam ums Leben. Obwohl Annemarie an diesem Tag gar nicht im Betrieb war, hieß es: »Die Frau ist schuld am Tod des Arbeiters.« Erst als Annemarie nach München zog, wurden keine weiteren paranormalen Ereignisse im Zusammenhang mit ihr mehr bekannt.
Die Parapsychologen haben hunderte von »Poltergeistern« in aller Welt überprüft und möglichst genau untersucht. 90 Prozent aller Fälle wurden als echt klassifiziert. Zu den zehn Prozent Schwindel gehörte unter anderem der so genannte »Chopper«, der 1982 in einer Zahnarztpraxis im bayerischen Neutraubling seinen Unfug trieb. Der offensichtlich in die Zahnarzthelferin Claudia verliebte Geist verfolgte die Angebetete mit Anträgen und derben Scherzen, Obszönitäten, die auch interessierte Patienten mithören konnten. Ein Team von Parapsychologen, darunter wieder Professor Bender, Polizisten und Abhörspezialisten, forschten nach der Herkunft der Stimme, die mal aus dem Waschbecken, mal aus der Toilettenschüssel oder aus dem Telefon kam. Dem Spuk wurde bald ein Ende bereitet. Die umworbene Claudia hatte zusammen mit dem Zahnarzt und dessen Ehefrau das Theater inszeniert. Die drei »Gespenster« landeten auf der Anklagebank und mussten für die komplizierte Suchaktion eine fünfstellige Summe zahlen.
Millionen haben den Film »Poltergeist« gesehen. Er hat mit der Realität nichts zu tun. Doch über einen »filmreifen« Fall wurde bereits vor 100 Jahren berichtet. Die achtzehnjährige Esther Cox aus Amherst in Kanada war ein unscheinbares Mädchen, im Gegensatz zu ihrer Schwester Jane, mit der zusammen sie in ärmlichen Verhältnissen lebte. Als Janes Verehrer einmal versuchte, Esther zu vergewaltigen, brachen die Poltergeisteffekte aus. Im Schlafzimmer des Mädchens trugen sich fortan wüste Vorfälle zu. Kästchen flogen durch die Luft, die Bettwäsche wurde vom Bett gerissen. Außerdem waren laute Klopfgeräusche zu hören. Man rief einen Arzt zu der stark fiebernden Esther. Der Arzt beschwor, an der Wand eine Schrift gesehen zu haben: »Esther Cox, du bist des Todes.« Später, als der Arzt in der Tür stand, löste sich Verputz von der Wand, flog um die Ecke und landete direkt vor seinen Füßen. Außerdem wurden laute Geräusche gehört, die von einem Vorschlaghammer zu stammen schienen. Esther Cox befand sich zumeist in Trance. Ein Geistlicher war Zeuge, wie in Esthers Gegenwart Wasser in einem Eimer zu kochen begann. Als dann auch noch ein Feuer ausbrach, brannte das kleine Haus der Cox Schwestern beinahe nieder. Ein Okkultist, den man zur Hilfe gerufen hatte, wurde von unsichtbaren Händen mit Messern beworfen. Esther beruhigte sich nach einiger Zeit wieder und die Poltergeistphänomene hörten auf. Wenngleich die Geschichte heute ein wenig unglaubwürdig erscheint, sind die Zeugenaussagen der Familie, des Arztes und des Geistlichen nicht von der Hand zu weisen. Die Ereignisse weisen nach Ansicht heutiger Psychologen viele der »klassischen« Charakteristiken eines Poltergeist Falles auf.
 
 

 

 

 
 
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