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Diakonie (Caritas)

 
       
  Diakonie (Caritas) (von griech. « Dienst » bzw. lat. « Liebe » oder « Liebestätigkeit ») bezeichnet ein soziales Handeln, das aus dem Glauben hervorkommt. Im Neuen Testament und in frühchristlicher Zeit hatte Diakonie noch eine andere Bedeutung; der Begriff bezog sich auf die christliche Gemeinde und ihre Leitung. 1. In Apg. 6, 1 - 6 wird von der Einsetzung eines Siebener-Kollegiums in der Jerusalemer Urgemeinde berichtet, das die «tägliche Diakonie» im Zusammenhang mit den Mahlveranstaltungen der Gemeinde, bislang Leitungsaufgaben der « Zwölf », übernehmen sollte. In der Gemeindeversammlung waren «Verkündigung », « Liturgie » und Sozialdienst verankert. Bischöfe wie Diakone waren gleichermaßen « Leitende » ; erst später bildete sich die hierarchische Stufung von Episkopat (von griech. episkopos, « Aufseher », « Bischof » ), Presbyterat (Ältestenamt) und Diakonat heraus: Der Presbyter wurde zum kultischen Vertreter des Bischofs, der Diakon zu dessen «rechter Hand » : Er kümmerte sich um die Sozialhilfe und teilte im Gottesdienst Brot und Wein aus. Zum frühchristlichen Sozialdienst gehörte auch die Sorge der Gemeinde für ihre Witwen und Waisen, der Unterhalt der Waisenkinder und die Verheiratung der elternlosen Jungfrauen. Die urchristliche Mahlversammlung verband Kult und Sozialdiakonie. Bald aber traten « Herrenmahl » und « Agape » (« Liebesmahl ») auseinander; die Agape wurde schließlich bedeutungslos. (Abendmahl) Im 3. Jahrhundert stieg der Diakon zum bloßen Helfer und Handlanger des Bischofs ab. Mit zunehmender Hochschätzung der Askese bevorzugte man Jungfrauen als Diakonissen, die bei Taufen und bei der Krankenpflege eingesetzt wurden. Die Entwicklung zur Priesterkirche, die das Opfer in den Mittelpunkt des Gottesdienstes stellt, den Sozialdienst zurückdrängt und ausschließlich Männern die Macht einräumt, schwächte die Stellung der Frauen, die schließlich nur noch hinter Klostermauern zu kirchlichem Amt und Würden (etwa als Äbtissinnen) kommen konnten. 2. Später organisierte die kirchliche Diakonie städtische Armenspeisungen und baute das Herbergs- und Hospitalwesen aus. Angeleitet von Augustinus (354 30) und orientiert an der Regel des Benedikt von Nursia (480 - 547), entwickelte sich das Kloster zum Träger der Diakonie. (- Mönchtum) Nach der Jahrtausendwende widmeten sich die « Elenden-Bruderschaften » den Wohnsitzlosen, Kranken und sonstigen « Sozialfällen ». Franciscus von Assisi (1182 - 1226) und Elisabeth von Thüringen (1207-1231) leiteten ihre Zeitgenossen zu christlicher Opferfreude und Selbsthingabe an. Auch die Reformatoren vertraten die Ansicht, dass, aus Dankbarkeit für die Gnade des Evangeliums, «alles innerliche und äußerliche Vermögen der Christgläubigen zur Ehre Gottes und Liebe des Nächsten (der ebenso Christenmensch ist wie wir) ... dienen und gereichen sollen» ( Luther, 1483 - 1546). Zwingli (1484-1531) versuchte in Zürich ein Gemeinwesen aufzubauen, das Armen-, Schul- und Kirchenwesen aus christlicher Verantwortung heraus gestaltete. Im katholischen Bereich versuchte Vinzenz von Paul (1581 -1660) durch Verbindung von Diakonie und Volksmission die Kirche zu erneuern. Die «Vinzentinerinnen » (Barmherzige Schwestern) verbreiteten sich nun über ganz Europa und gaben im 18. und 19. Jahrhundert Anstöße zu zahlreichen ähnlichen Dienstorden. 3. Nach dem Dreißigjährigen Krieg trat neben die christlich begründete eine bürgerlich-philanthropische Sozialhilfe. Bei Philipp Jakob Spener (1635 1705) taucht der Gedanke einer genossenschaftlichen Selbsthilfe durch freiwillige Selbstbesteuerung auf. August Hermann Francke (1663 - 1727) verband Erweckung, Bekehrung und Nothilfe. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein gab es eine nahezu unüberschaubare Zahl diakonischer Einzelinitiativen. Johannes Falk (1768 -1826) nahm sich verwahrloster Kinder an, die in den Befreiungskriegen elternlos geworden waren. Heinrich Zeller gründete 1820 eine Ausbildungsanstalt für Armenschullehrer. Die Kaiserswerther Mutterhausdiakonie, die der Pfarrer Theodor Fliedner (1800-1864) ins Leben gerufen hatte, verbreitete sich überaus rasch in Europa und bis nach Amerika. J. H. Wichern (1800 - 1881 ) eröffnete 1833 in Hamburg das « Rauhe Haus » für verwahrloste Jungen und entwickelte für sie eine eigene Sozialpädagogik, die Vergebung, Vertrauen, Freiheit und Zucht miteinander verband. 1848 gründete er den « Central-Ausschuss für die Innere Mission », der aus dem Geist « errettender Liebe» die ganze Kirche erneuern sollte. Auf katholischer Seite trat der Mainzer Bischof Ketteler (1811 - 1877) mit sozialpolitischen Ideen und Initiativen hervor. Der « Gesellenvater » Adolf Kolping (1813 - 1865) wollte den Handwerkerstand durch intakte menschliche und berufliche Verhältnisse festigen. Die Religiösen Sozialisten engagierten sich in der Schweiz und in Deutschland für eine soziale Neuordnung (- Soziales Christentum). Dabei stellte sich heraus, dass zahlreiche Problemsituationen ein soziales und politisches Engagement erforderlich machen, das über eine bloß individualethische « Liebestätigkeit » hinausgeht.  
 

 

 

 
 
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