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Pferdebeschwörer

 
       
  Es gibt sie noch heute, jene geheimnisvollen Menschen, die eine außergewöhnliche Macht über Pferde haben. Sie besitzen »das Wort«, wie in der Heimat der Pferdebeschwörer in Ostengland und Schottland gemunkelt wird. Selbst die wildesten Pferde werden unter ihren Beschwörungen zahm, kranke werden geheilt und nervöse Tiere sind nach der Behandlung durch die Beschwörer die Ruhe selbst.
Mit dem Verschwinden der Pferde aus der Landwirtschaft wurden auch die geheimnisvollen Männer immer weniger. Es gibt sie kaum noch. Aber immer noch existieren die Geheimbünde, zu denen sich die Pferdebeschwörer seit dem Mittelalter zusammengeschlossen hatten, um ihre Kunst nur einem kleinen Kreis zugänglich zu machen. Entsprechend strikt gingen sie vor: Der Verrat der Geheimnisse wurde mit schweren Strafen geahndet. Die Bruderschaften haben spezielle Losungsworte, Begrüßungszeremonien und bestimmte Gesten. Über ihre Methoden, ihre Tricks oder gar ihr magisches Wissen wurde erst in diesem Jahrhundert einiges bekannt. Bis dahin hatten die Bruderschaften es verstanden, ihr Geheimnis zu bewahren.
Ihren Ursprung haben die Geheimbünde in der Zeit, in der sich nur Hufschmiede und Pferdeknechte des berittenen Adels mit den Tieren beschäftigen konnten. Einfache Leute kamen mit den edlen Tieren nicht in Berührung (das änderte sich erst mit der Ablösung der Zugochsen durch Pferde auf dem Feld im 17. Jahrhundert). Aus Berufsstolz und Zusammengehörigkeitsgefühl entstand damals der »Innere Kreis« der Pferdebeschwörer, dessen Exklusivität der der Freimaurer gleicht. Die Pferdebeschwörer verstanden zweifelsohne viel von der Psychologie und dem Körper der Tiere. Dazu kam das Geheimnisvolle, mit dem sie sich umgaben, um ihre Fähigkeiten noch ungewöhnlicher erscheinen zu lassen. Sie behandelten beispielsweise Wunden mit Käserinden, verbanden die Tiere mit Streifen verschimmelter Lederriemen, um Entzündungen und Infektionen zu verhindern. Sie nahmen damit die Erfindung des Penizillins vorweg. Wichtig waren auch ihre geheimnisvollen Amulette, ohne die sie sich nie einem Pferd näherten. Der Volkskundler George Evans schilderte die Geheimnisse: Sie trugen Amulette, um Tiere anzuziehen, andere um Pferde abzuschrecken oder um die Tiere zu ermüden. Die »anziehende Kraft« war jene schleimige Substanz, die neugeborene Fohlen im Maul haben. Sie wurde getrocknet und mit aromatischen Olen durchtränkt. Die »abwehrende Kraft« bestand in einer verwesten Kröte, die mit einem Stück rohen Fleisch oder etwas Tierfett bestrichen wurde. Der für Pferde unangenehme Geruch hielt sie auf Distanz. Eine andere Kräutermischung führte zur Ermüdung der Tiere.
Die Pferdekenner konnten außerdem schmerzhafte Operationen ausführen, ohne dass die Pferde auch nur gezuckt hätten. Dazu klemmten sie die schmerzempfindliche Oberlippe der Pferde ab. Pferde konzentrieren sich dann auf den Schmerz am Kopf und lassen sich am übrigen Körper alles gefallen. Der Schmerz wurde also »neutralisiert«.
Obwohl alle Mitglieder des »Inneren Kreises« diese Tricks kannten, müssen einige über weitere Kräfte verfügt haben. Sie konnten mit winzigen Handbewegungen die Pferde leiten, wie sie wollten, oft auch nur mit den Augen. Die Tiere schritten, galoppierten, legten sich auf den Boden oder verharrten auf der Stelle. Einige führen dies auf Hypnose zurück. Andere meinen, Pferde ließen sich überhaupt nicht hypnotisieren. Pferdebesitzer, die einem Beschwörer übel mitspielten, erlebten häufig eine böse Überraschung, wenn es in ihrem Stall brannte. Die Pferde waren unter keinen Umständen über die Stallschwelle zu bringen. Diese war von dem Pferdebeschwörer mit einer Substanz bestrichen worden, die die Pferde erschreckte. Offiziell existieren die Bruderschaften nicht mehr. Aber in England und den USA ist es ein offenes Geheimnis, dass die Pferdebeschwörer in Rennställen und Gestüten weiter ihre Kunst anwenden.
 
 

 

 

 
 
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