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Freud, Sigmund

 
       
  Freud, Sigmund (1856-1939), öster. Arzt und Psychologe, der die Psychoanalyse begründete. Zusammen mit dem Arzt Breuer beschäftigte sich E in Paris (1885) bei dem bekannten Psychiater Charcot mit -» Hysterie und Hypnose. Ihre Forschungen veröffentlichten sie in einem gemeinsamen Buch mit dem Titel Studien über Hysterie (1895), in welchem sie den Nachweis erbrachten, daß durch Hypnose verdrängte seelische Konflikte, die dem Bewußtsein unzugänglich sind, wieder bewußtgemacht werden und durch Abreaktion beseitigt werden können. Diese Erkenntnis entwickelte F. selbständig in seiner Traumdeutung (1900) weiter. Die Psychoanalyse geht davon aus, daß dem Unbewußten, über das das Bewußte nur als eine dünne Oberschicht auflagere, eine entscheidende Bedeutung zukommt. Der Königsweg in dieses Unbewußte führt über die Träume. Die Aufgabe der Traumdeutung liegt für F. darin, den verborgenen (latenten) Traumgedanken aus dem »Traumtext« (manifester Trauminhalt) herauszuarbeiten, ihn aus dem Unterbewußtsein herauszugraben und ins Bewußtsein zu heben. Diese zurückführende (reduktive) Methode der Traumanalyse stößt auf drei Schwierigkeiten: 1. Der Traum arbeitet wie eine Zensur, durch die der latente Traumgedanke bis zu seiner Umsetzung zum manifesten Trauminhalt verstümmelt und entstellt wird. 2. Die eigentliche Umsetzung erfolgt in Bildern und Symbolen (vorwiegend Sexualsymbolen). 3. In einer Art sekundärer Bearbeitung wird den Träumen eine gewisse Einheitlichkeit verliehen. Aus der Traumanalyse entwickelte E allgemeine Einsichten in die Triebstruktur des Menschen. Die Triebenergie (oder Sexualenergien) werden bei der Überschreitung der Schwelle des Bewußtseins zensiert und werden ins Unbewußte zurückgewiesen (»verdrängt«). Sie werden aber nicht vernichtet, sondern kehren als neurotische Störungen aller Art wieder und können so maskiert die Zensur überwinden. Aber auch als wissenschaftliche, künstlerische, religiöse und andere Kulturtendenzen (»sublimiert« von lat.: sublimare = »emporheben«) kehren sie in das Bewußtsein wieder zurück. Wichtig für die Psychoanalyse ist die »Objektwahl« der Libido (Sexualtrieb). Beim Kind ist das Objekt der Lustgewinnung der eigene Körper. Zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr wird die Mutter bzw. der Vater Sexualziel. Beim Sohn kommt es zu einer unbewußten Bindung an die Mutter (»Ödipuskomplex«) unter Rivalitätsgefühlen gegen den Vater (bei den Mädchen umgekehrt). Grundsätzlich gliedert sich ein Individuum nach E in ein Es, Ich und Über-Ich. Das Es ist der Träger der Leidenschaften, Triebkräfte und die Zusammenfassung alles Unbewußten und Verdrängten. Das Über-Ich ist eine Folge des Ödipuskomplexes und der Identifizierung mit seinem Vater, nachdem die unbewußte Bindung an die Mutter beseitigt wurde. Das Ich ergibt sich aus dem Es und Über-Ich und enthält Vernunft und Besonnenheit. Darüber hinaus steuert es auch die Strebungen des Es, so daß dies keine Aktion ohne seine Genehmigung ausführen kann. Die psychischen Störungen (Neurosen) sind Ausdruck eines innerseelischen Konfliktes, bei dem die Ich-Funktion vom Es oder Über-Ich bedroht wird. Die Lösung des Konfliktes bedeutet meist eine Flucht in die Krankheit.

Freud, Sigmund (1856-1939), österr. Arzt, Begründer der Psychoanalyse. Zeit seines Lebens interessierte F. sich für das Okkulte und Paranormale, er war Mitglied der A. S. P. R. und Ehrenmitglied der S. P. R.; daß er das Parapsychische in der Psychoanalyse nicht thematisierte, mag daran liegen, daß er fürchtete, die Anerkennungsschwierigkeiten für die Psychoanalyse dadurch noch zu vergrößern. An Carrington schrieb F. am 1.8.1921: »Wenn ich mein Leben noch einmal zu leben hätte, würde ich mich lieber der Pps. als der Psychoanalyse widmen.« Sein Biograph, der engl. Psychoanalytiker Ernest Jones (1879-1958), spricht im Hinblick auf F.s pps. Interessen von Seitensprüngen in den Bereich des »reinen Unsinns«. Es muß aber genau unterschieden werden zwischen dem »abergläubischen« F., der in primitiven pseudokabbalistischen Zahlenspielen Todesdatum, Krankheiten und Lebensrhythmen bei sich entdeckte (auch wenn Moser ihm »mystische Neigungen« abspricht, und dem Wissenschaftler F., der die Telepathie für ein erwiesenes und auch von ihm beobachtetes Faktum hielt, die anderen parapsychischen Erscheinungen (Hellsehen, Präkognition, PK) aber noch weiter untersucht wissen wollte; der selbst an PK-Seancen teilnahm, ohne jedoch zu einem positiven Urteil zu gelangen. »Ich habe in meinen persönlichen Erfahrungen auf dem Gebiet des Okkultismus kein Glück gehabt, nie etwas erlebt, was der nachträglichen Kritik standgehalten hätte — mit einer einzigen Ausnahme. Ich mußte in wenigstens 2 Fällen durch Analyse von Prophezeiungen (die, nebenbei, nicht eingetroffen sind) die Wahrscheinlichkeit anerkennen, daß es Gedankenübertragung auf anderem als physischem Wege gibt.« (F. in einem Brief an Fanny Moser vom 13. 7. 1918) In den Kleinen Beiträgen zur Traumlehre (1925: 74) verweist er darauf, daß die Prophezeiungen professioneller Wahrsager, unabhängig davon, ob sie sich erfüllen, oft Material darstellen, das den affektgeladenen Wünschen der Klienten paranormal entnommen wurde und daher mit psychoanalytischen Mitteln deutbar sind. Die Theorie der Psychoanalyse bietet mehrere Konzepte, die für die Pps. fruchtbar wurden oder werden könnten; pps. relevant sind die F.schen Texte Traum und Telepathie (1922; G. W. XIII), Traum und Okkultismus (30. Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, G. W. XV, 1933), Die okkulte Bedeutung des Traumes (G. W. I) und Psychoanalyse und Telepathie (in den Nachlaßschriften, G. W. XVII). Sozialps. bedeutsam ist F.s Vermutung, Telepathie könne in Gruppenprozessen auftreten: »Man weiß bekanntlich nicht, wie der Gesamtwille in den großen Insektenstaaten zustande kommt. Möglicherweise geschieht es auf dem Wege solch direkter psychischer Übertragung. Man wird auf die Vermutung geführt, daß dies der ursprüngliche, archaische Weg der Verständigung unter den Einzelwesen ist, der im Laufe der phylogenetischen Entwicklung durch die bessere Methode der Mitteilung mit Hilfe188 von Zeichen zurückgedrängt wird, die man mit den Sinnesorganen aufnimmt. Aber die ältere Methode könnte im Hintergrund erhalten bleiben und sich unter gewissen Bedingungen noch durchsetzen, z. B. auch in leidenschaftlich erregten Massen.« (Aus Traum und Okkultismus.) In deutlicher Jung-Nähe steht F. mit folgendem Zitat: »Darüber hinaus bringt der Traum Inhalte zum Vorschein, die weder aus dem reifen Leben noch aus der vergessenen Kindheit des Träumers stammen können. Wir sind genötigt, sie als Teil der archaischen Erbschaft anzusehen, die das Kind, durch das Erleben der Ahnen beeinflußt, vor jeder eigenen Erfahrung mit sich auf die Welt bringt. Die Gegenstücke zu diesem phylogenetischen Material finden wir dann in den ältesten Sagen der Menschheit und in den überlebenden Gebräuchen.«
 
 

 

 

 
 
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