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Spare, Austin Osman

 
       
  Spare, Austin Osman (1888-1956), englischer Trance-Künstler und Okkultist, der mit 16 Jahren ein Stipendium für die königliche Kunstakademie erhielt. Spare kam mit ägyptischer Mythologie, dem Hexenwesen sowie dem Magier Aleister Crowley in Berührung und drückte seine neugewonnenen okkulten Überzeugungen fortan in seinen künstlerischen Werken aus. Er glaubte an die Reinkarnation und behauptete, seine Erfahrungen aus früheren Leben – ob als Mensch oder als Tier – seien tief in sein Unbewußtes eingegraben und könnten durch Trance reaktiviert werden. Spare entwickelte ein eigenes Alphabet magischer Sigillen, das angeblich dazu verwendet werden konnte, atavistische Bilder ins Bewußtsein zu rücken. Spare war einer der begabtesten Illustratoren Englands, auch wenn sein graphisches Werk weniger bekannt ist als das von Aubrey Beardsley, Arthur Rackham oder Edmund J. Sullivan. Besten Einblick in sein Schaffen gibt sein Book of Pleasure, das 1913 erstmals erschienen ist.

(1886-1956), englischer Maler, Zeichner, Grafiker und Schriftsteller. S. hatte bereits in seiner Kindheit mit dem Zeichnen und Malen begonnen, und er erhielt schon als Sechzehnjähriger eine Auszeichnung des Royal College of Art (Königliches Kollegium der Kunst). 1904 erschien sein erstes Buch „Earth Inferno" (Inferno Erde). Bis zum Jahre 1927 erschien dann noch eine Reihe anderer Bücher, wobei „The Book of Pleasure" (Das Buch der Freude), „The Focus of Life" (Der Brennpunkt des Lebens) und „The Anathema of Zos" (Das Anathema von Zos) zu seinen wichtigsten zählen. Während des I. Weltkrieges wurde der zur Armee eingezogene S. offizieller Kriegsmaler. So befinden sich einige der Bilder aus dieser Zeit heute im Imperial War Museum (Imperiales Kriegsmuseum) in London. Bereits recht früh hatte S. begonnen, sich mit Magie zu beschäftigen. So behauptete er, bereits als siebenjähriger Junge von einer Mrs. Patterson in die Hexerei eingeführt worden zu sein. Mrs. Patterson war eine Wahrsagerin, die S. erzählt haben soll, daß sie von den sogenannten Salem Hexen abstamme. 1910 wurde er Mitglied in Crowleys A.•. A.•. und 1911 im Ordo Templi Orientis. Im A.•. A.•. lautete sein magischer Name Yihoveaum. S. schuf auch einige Bilder, die in der von Crowley publizierten Buchreihe „The Equinox" veröffentlicht wurden. Die Verbindung mit Crowley dauerte aber nicht lange, und bald trennten sich ihre Wege. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte S. in selbstgewählter Einsamkeit und Armut in London. Er verdiente sein Geld teilweise dadurch, daß er die Gäste in Londoner Kneipen porträtierte. Die Bedeutung S.’s für die Magie zeichnet sich eigentlich erst seit den achtziger Jahren ab. Dies ist vor allem ein Verdienst Kenneth Grants, der S.’s Nachlaßverwalter war, und des IOT, der für sich in Anspruch nimmt, der magische Erbe S.’s zu sein. Die Faszination, die vom Werk S.’s ausgeht, liegt zum großen Teil in seinem künstlerischen Schaffen und zum anderen Teil in den von ihm entwickelten Theorien. S.’s Magie enthält so gut wie keine religiösen oder mystischen Ideologien, was ihn für viele nur an Magie interessierte Menschen am Ende des 20. Jahrhunderts attraktiv macht. Für S. hat das magische Handeln Vorrang, alles andere ist nebensächlich (magischer Pragmatismus). Glaube und Verlangen sind zwei Hauptbegriffe aus seinen Lehren. Verlangen ist für ihn die Kraft, die allen Wünschen und Aktivitäten zugrundeliegt. Dieses Verlangen, das im eigentlichen Sinne ohne Inhalt ist, möchte sich ausdrücken und schafft deshalb Bilder von Wünschen und Wirklichkeiten. Die Inhalte dieser Bilder nennt S. Glauben. Aus dieser Zweiteilung entsteht die Welt. Glaube und Verlangen treffen sich nach S. in einem Punkt, den er „Kia" nennt. Kia fst das Selbst, welches noch keine Form hat. Es ist der innerste Punkt, von dem die Lebenskraft ausgeht. Kia kann weder direkt verstanden noch wahrgenommen werden, da es der Ausgangspunkt aller empfindenden und reflektierenden Vorgänge ist. Dem Kia entgegengesetzt ist das „Zos". Dies ist das Ich, welches sich verwirklicht hat. Es stellt alle Erfahrungen dar und beinhaltet sogar auch die, die die Menschen in ihrer Entwicklung vom Einzeller hin bis zum Menschen gemacht haben. Zos ist die Ursache des Seins und gleichzeitig alles Existierende. Da S. an die Wiedergeburt glaubte, vertrat er die Ansicht, daß es möglich sei, daß der Mensch alle Zustände seiner vorherigen Existenz erfahren könne, er also sein Kia in einem Gesamtzusammenhang erleben könne. Dazu entwickelte er Techniken, die es möglich machen sollen, daß man sogenannte Atavismen erfährt, d. h. daß der Mensch erlebt, wie er z. B. als Einzeller, Reptil oder Tier empfunden hat. Dies soll jeden einzelnen zu einem tieferen Verständnis seiner selbst führen. Für S. war eine praktische Konsequenz seiner Erfahrungen mit Tieratavismen u. a. die, daß er zu einem strikten Vegetarier wurde. Im ganzen ist S.’s „Zos Kia Kult" nicht gerade leicht zu verstehen, sondern erfordert eine intensive Einarbeitung. Hätte er nur dieses komplizierte theoretische Gebäude geschaffen, dann könnte man seine zunehmende Popularität kaum erklären. Bekannt wurde er darüber hinaus aber vor allem durch die von ihm geschaffene „Sigillenmagie". Bei dieser Art von Magie wird folgendermaßen vorgegangen: Man überlegt sich einen Wunsch und schreibt diesen in einem Satz nieder. Dann streicht man alle Buchstaben, die doppelt sind, heraus und macht aus den verbliebenen eine „Sigille", d. h., man arrangiert die Buchstaben zu einem möglichst einfachen geometrischen Muster. Anschließend sollte man sich bemühen, die eigentliche Bedeutung der Sigille zu vergessen. Einige Zeit später soll man sich dann in einen Zustand völliger körperlicher und geistiger Erschöpfung begeben S. empfiehlt hierzu u. a. die „Todesposition", d. h., man nimmt eine körperlich sehr unbequeme Haltung ein, in der man bis zur Erschöpfung verharrt. Wenn man dann zusammenbricht, körperlich und geistig erschöpft ist, „der Geist leer ist", dann soll man sich erneut auf die Sigille konzentrieren und sie sich vor sein inneres Auge rufen. Dadurch soll der durch die Sigille ausgedrückte Wunsch ins Unterbewußtsein gelangen und von dort aus an seiner Verwirklichung arbeiten. „Kunst ist die Wahrheit, durch die wir unseren Glauben verwirklichen. Kunst widerspricht der Wissenschaft. Der, der die Zeit überschreitet, entflieht der Notwendigkeit. Umarme die Wirklichkeit mit Imagination. Die Lebenskraft ist nicht blind, wir sind es." Dies sind nur einige wenige, zentrale Zitate aus S.’s Schriften. Eine Gesamtausgabe seiner Werke ist unter dem Titel „Austin Osman Spare Gesammelte Werke", erschienen 1990 in Wien, erhältlich.
 
 

 

 

 
 
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