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Särge, rastlose

 
       
  Es passiert meistens auf der Insel Barbados. Aber auch in anderen Gegenden der Welt: Zentnerschwere Bleisärge, aber auch normale aus Holz, werden in Gruften durch die Luft gewirbelt, stehen plötzlich aufrecht an der Wand. Und keiner weiß warum. In Barbados hat es ein halbes Dutzend solcher Fälle gegeben. Die Behörden untersuchten die Fälle ergebnislos. Am 24. August 1943 wollte eine Delegation der Freimaurerloge die Gruft ihres Gründers Alexander Irvine besuchen, der gemeinsam mit Sir Evan McGregor in der Grabstätte ruhte. Die Gruft war versiegelt und dahinter stand eine tonnenschwere Steinplatte. Doch nach dem Entfernen der Steinplatte tauchte eine Barriere von Ziegeln auf, die dort zuvor nicht gewesen war. Hinter der Ziegelwand stand ein Bleisarg aufrecht. Der 600 Pfund schwere Sarg McGregors war aus seiner Nische in der Krypta heraus und mit ungeheurer Gewalt durch die Gruft geschleudert worden. Der Sarg des Freimaurers Irvine fehlte völlig.
Die Siegel am Eingang waren intakt, die Gruft nicht betreten worden. Grabräuber kamen also nicht in Frage. Die Zeitungen berichteten unter großen Schlagzeilen darüber, und sie erinnerten an die »wandernden Särge der Chase Familie« und ähnliche Ereignisse auf Barbados zu Anfang des 19. Jahrhunderts.
Als Thomas Chase, ein Kolonialherr übelster Sorte, am 9. August 1812 in seiner Familiengruft bestattet wurde, standen die Särge der bereits dort Ruhenden geordnet an ihren Plätzen. Doch am 25. September 1816 wurde das Kind Samuel Brewster Ames dort zur ewigen Ruhe gebettet. Das Grab glich in puncto Sicherheit einem Bunker, es war mehrfach versiegelt worden. Und dennoch bot die Gruft folgendes Bild: Die Särge schienen von einer gewaltigen Hand durcheinander geworfen worden zu sein. Ein kleiner Sarg lag in der Ecke, ein anderer stand an der Wand. Die Chase Familie war sich sicher: die Rache der Negersklaven. Niemand fragte sich, wie die Einheimischen, die in der Regel eher eine Scheu vor Toten haben, in das Grab gekommen sein sollten, ohne die Siegel zu zerstören, ohne die gewaltige Grabplatte lautlos zu beseitigen. Das Grab wurde noch einmal genau untersucht, dann wurden bewaffnete Posten aufgestellt, die Tag und Nacht vor der Gruft wachten.
Die nächste Beerdigung, am 17. November desselben Jahres, glich eher einem Volksfest. In der Menge, die vor dem Grab wartete, wurden Wetten abgeschlossen, ob sich das Chaos wiederholt habe oder nicht. Diejenigen, die auf eine Wiederholung der geheimnisvollen Ereignisse gewettet hatten, gewannen. Wieder waren die Särge wie von Riesenhänden durcheinander geworfen worden. Einer war sogar zertrümmert. Dann war drei Jahre Ruhe. Zur Beerdigung von Thomasina Clarke am 17. Juli 1819 kam die Presse aus der ganzen Welt angereist. Und wieder waren die Särge von einer Kraft durcheinander geworfen worden, deren Ursprung bis heute nicht bekannt ist. Noch zweimal wurden die zentnerschweren Särge in anderen Positionen aufgefunden. Dann entschloss sich der Gouverneur, die Chase Familie umbetten zu lassen. Endlich war Ruhe. Mehrere Fälle von verstellten Särgen wurden auch aus England gemeldet. Einer allerdings auch aus Osel (heute Estland) an der Ostsee. In der Nähe der Gruft der Familie Buxhoewden scheuten die Pferde, einige fielen tot um, andere wurden so konfus, dass sie getötet werden mussten.
Als in der Kapelle der Familie bei einem Gottesdienst beunruhigende Geräusche aus der Gruft zu hören waren, schaute die Familie nach. Die Särge lagen in wildem Durcheinander in der ganzen Gruft verstreut herum. In Arensburg, der Hauptstadt der Insel, machten gleich Gerüchte von Werwölfen, Vampiren und Hexen die Runde. Um dem Geraune Einhalt zu gebieten, wurde eine schnelle Untersuchung angeordnet. Im Gegensatz zu den Behörden in Barbados ging man radikal vor. Der Boden der Gruft wurde aufgerissen, um einen angenommenen Zugang zu entdecken. Es war keiner da. Man stellte die Särge wieder an ihre Plätze, streute Asche auf den Boden, um eventuelle Spuren zu finden und schloss das Grab wieder. Siegel, einige an ganz versteckten Stellen, wurden angebracht, eine Einheit Militär wachte Tag und Nacht Nach drei Tagen wurde das Grab wieder geöffnet. Die Siegel waren nicht angetastet, die Aschendecke nicht berührt – aber die Särge lagen wieder in wüstem Chaos im Grab herum. Man überlegte nicht lange. Eine Umquartierung wurde angeordnet. Und damit kamen die Toten endlich zu ihrer letzten Ruhe.
 
 

 

 

 
 
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