Volltextsuche:        
   A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z   #   

 

   

Chirologie

 
       
  Chirologie, griech.: »Handkunde«; Bez. für die wissenschaftliche Handlesekunst, die eine Charakterdeutung auf der Grundlage der Hand- und Fingerformen geben will. Sie bedient sich hierbei sowohl der Form von Hand und Finger (Chirognomie), der Handberge (Erhöhungen in den Händen) und der Handlinien, die beide die Grundlage der wahrsagerischen Handlesekunst ( Chiromantie) bilden, als auch der feinen Linien und Rillen (Riffelung), besonders der Finger, die auch in der Gerichtsmedizin und Kriminalistik herangezogen werden. Das Schicksal eines Menschen bzw. seinen Charakter aus der Hand zu lesen reicht bis in die frühen Hochkulturen (Indien, Ägypten, Babylonien und Assyrien) zurück. In der Antike war die Chiromantie eine angesehene Geheimwissenschaft. Aristoteles sagte in seiner Schrift De coelo et mundi causa: »Die Linien sind nicht ohne Grund in die menschliche Hand geprägt, sie stammen von himmlischen Einflüssen.« Aber erst im 2. Jh. n. Chr. wurde die Chiromantie theoretisch behandelt (Artemidor) und von der Philosophin Hypatia (4. Jh. n. Chr.) popularisiert. Bei den Arabern wurde sie weiterentwickelt und erlebte eine Blütezeit (Abuhali ben Omar). Wichtige Beiträge lieferten Johann Hartlaub (1450), Albertus Magnus, Paracelsus, Fludd und Arnold de Villanova. Im 17. und 18. Jh. gab es an den Universitäten chiromantische Kollegien. Bekannte Vertreter waren im 18. Jh. die franz. Wahrsagerin Lenormand; im 19. Jh. der Franzose D'Arpentigny, Carus, Desbarolles und - Papus. Einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Chiromantie zur Ch., die nicht nur zur Charakterdeutung, sondern auch zu medizinisch-diagnostischen Zwecken benutzt werden konnte, lieferte Ernst Issberner-Haldane (1886-1966). Die Ch. ist heute eher eine Methode der Selbsterfahrung, die einem Menschen helfen kann, sich anhand der verschlüsselten Informationen seiner Handform, -linien etc. Auskünfte über seine Talente, Fähigkeiten, Stärken, aber auch Schwächen, Neigungen und Gefährdungen zu verschaffen. Nach Dürckheim ist die Ch. ein wichtiges Mittel der Lebensgestaltung, da sich die Bestimmung eines Menschen in der Form seiner Hände ausdrückt. Die Hand ist das Abbild des ganzen Menschen, einschließlich seiner Seele. Man könne deshalb die Hand auch als eine Landkarte der »Lebensreise« ansehen.Chiromantie, griech.: »wahrsagerische Handlesekunst«. Nach der Mikrokosmos-Makrokosmos-Lehre ist nicht nur der Mensch als ganze Person, sondern auch seine Hand Abbild des Kosmos (der Planeten und der Tierkreiszeichen), so daß die Ch. eng mit der Astrologie verbunden ist. Man unterscheidet drei Formen: 1. Ch. der Handwurzel. Die Linien des Handgelenkes bezeichnet man als Rascetten oder Armbänder. Ihre Anzahl gibt über die Lebenserwartung eines Menschen Auskunft. 2. Ch. der Handfläche oder Palmistrie (lat.: palma = »Handfläche«). Grundlage sind die Handberge und die deutlich sichtbaren Linien, die in 1 laupt- und Nebenlinien eingeteilt werden. Jeder Finger »steht« auf einem Berg, der ein Symbol für Energien ist. 3. Ch. der Finger und Fingernägel. Grundlage ist das Vorhandensein bzw. der Verlauf von Linien auf den Fingern.

Chirologie [von griech. cheir; Hand], Charakterdeutung aufgrund von Handinnenformen und -linien. Die Interpretation erfolgt im Regelfall statisch, d. h. ohne Berücksichtigung der Handbewegungen (Gestik). Einige Autoren sehen die Ch. als Teilgebiet der Physiognomik und sprechen dann von Chirognomie oder Chirognomik. Über die Anfänge und das Alter der Ch. und der —» Chiromantie (auch Chiromantik), aus der sich die Ch. ausgrenzte, ist wenig Sicheres bekannt: Die Bedeutung der Handabdrücke bei Felsbildern, die sich aus z. T. sehr alter Zeit auf allen Kontinenten finden, dürften schon mit der chirologischen Vorstellung zusammenhängen, daß die Hand stellvertretend für den ganzen Menschen stehen kann. — Eindeutig chirologisch sind vedische Texte (um 1000 v. Chr.); Min. Ch.-Texte sind vermutlich noeh älter. Ein früher Zeuge abendländischer Ch. ist Aristoteles. In den folgenden Jh.en läßt sich noch keine klare Trennung zwischen Chiromantie und Ch. durchführen; außerdem ist die Handlesekunst z. T. eng verbunden mit alchimistischen und anthropologischen Lehren (z. B. gelten die einzelnen Finger als von bestimmten Planeten »regiert«; Entsprechendes gilt für die Handinnenformen: Venus-, Jupiterberg usw.). So veröffentlichte z. B. 1644 John Bulwer, der sich vornehmlich mit Alchimie und dem Studium des Neuplatonismus beschäftigte, eine Chirologia. Die natürliche Sprache der Hand. Fludd und Paracelsus sind bedeutende Vertreter der Ch. in späterer Zeit; bis ins 18. Jh. war die Ch. sogar an dt. Universitäten vertreten. Äristoteles nannte die Hand »das Organ der Organe«, Carus sprach vom »merkwürdigsten Kapitel der Symbolik menschlicher Gestalt« und Anthropologen des 20. Jh.s begründeten die Sonderstellung des Menschen in der Evolution mit der Ausbildung der Hand. Die Ps. untersucht und deutet die Produktionen der Ausdruckshand (Ausdrucksps.) — Geste, Gebärde, Schrift — und die Funktionen der Arbeitshand (Berufs-, Arbeitsps.). Ein Übergang von der Ps. zur Ch. kann da gesehen werden, wo Psychologen die Hand als konstitutionstypisch sehen (Konstitutionsband), wie etwa Kühnel (1932). In der zeitgenössischen Ch. gibt es keine einheitliche Systematik; allen Betrachtungsweisen liegt aber die Vorstellung zugrunde, daß der Mikrokosmos »Hand« den Makrokosmos »ganzheitlicher Mensch« abbildet. Auf der Landkarte der Hand werden seelische und geistige Areale lokalisiert und ausgedeutet. Bei einigen Autoren findet eine Parallelisierung zwischen räumlichen Modellen der psychischen Organisation (z. B. dem topischen Modell Freuds) und der räumlichen Realität der Hand statt. Daneben aber gibt es noch immer Verbindungen zur Astrol.: Dabei werden Häuser des Horoskops mit bestimmten Handarealen gleichgesetzt. Die meisten Chirologen deuten die Linke im Sinne angeborener Persönlichkeitsmerkmale, die Rechte als Träger der erworbenen und individuellen Mögliehkeiten (dahinter steht die Vorstellung, daß der Mensch sich sein Leben mit der Rechten schafft; entsprechend gilt die chirologische Regel bei Linkshändern umgekehrt). Die Ch. ist ein Grenzgebiet der Ps., das die Psychologen wegen seiner Nähe zur Chiromantie weitgehend vernachlässigt haben. Es ist deshalb von besonderer Bedeutung, daß Jung ein Vorwort zu einem chirologischen Werk schrieb. — Nach ihrem Selbstverständnis hat die Ch. keine Berührungspunkte mit der Pps. Bei einzelnen Chirologen darf man allerdings vermuten, daß sie Sensitive sind, ihre Informationen paranormal erwerben und durch die Hand oder den Handabdruek als Psychischem Induktor bewußt werden lassen.
Chirologie, psychologisch orientierte Analyse der Hand und ihrer Linien. Chirognomie.
 
 

 

 

 
 
Diese Seite als Bookmark speichern :
 
 

 

 

 
 
<< vorhergehender Begriff
 
nächster Begriff >>
Chirographologie
 
Chiromantie
 
     

 

Weitere Begriffe : Ornithomantie | Apopathetisch | Traumbücher
 
Lexikon Esoterik |  Impressum |  Rechtliche Hinweise |  Datenschutzbestimmungen |  Lexikon Religion
Copyright © 2010 Lexikon der Esoterik & Religion. All rights reserved.